Es knistert aus den Lautsprechern. Das Kabinenlicht über den Köpfen der Passagiere flackert. „Sehen Sie, gerade haben wir auf die Stromversorgung durch die Triebwerke umgeschaltet.“ Cyrus Sadri, der die 130 Fluggäste mit dieser Erklärung beglückt, ist sowohl Pilot als auch Radiomoderator. Mit seiner Auskunftsfreudigkeit hat das allerdings eher weniger zu tun. Auch sein Kollege, Flugkapitän Derek Fund, hat am Vormittag den Passagieren nicht etwa aus Langeweile eine Stunde lang Rede und Antwort gestanden. Entscheidend ist: Flug 1234 von Berlin-Tegel nach Berlin-Tegel ist Teil eines wahrscheinlich einzigartigen Pilotprojekts der deutschen Firma Airevents.
Zum Nordpol und den Polarlichtern
Wissen gegen Flugangst
Doch die Passagiere sollen nicht nur Erklärungen erhalten, sondern auch spüren, was ein Verkehrsflugzeug zu leisten in der Lage ist: „Normalerweise starten wir oft mit reduziertem Schub, um Sprit zu sparen. Heute wollen wir natürlich zeigen, was Power ist“, hatte Flugkapitän Derek Fund in seinem Vortrag angekündigt. Als der dutzende Tonnen schwere A319 schließlich mit seinen annähernd 20.000 PS auf der Bahn 26L zu Beschleunigen beginnt, muss Passagier Kai-Uwe Eckhardt schmunzeln. „Zieht doch ganz gut, muss ich schon sagen.“ Bis auf siebeneinhalb Kilometer geht es hoch in den Himmel über Berlin. Eckhardt, der beruflich viel fliegt, hat seit einem unglücklichen Start, bei dem das Flugzeug an einer der Tragflächen plötzlich den Auftrieb verlor, in der Luft ein mulmiges Gefühl. „Das macht es für mich besonders interessant, mehr über die Hintergründe zu lernen.“
Slalom im Airbus
Ein geplanter Notfall
Da in Tegel für solche Späße aber zu viel Betrieb herrscht, fliegen die Piloten Richtung Norden. Schon kurz darauf kommt Usedom in der Ostsee in Sicht. Dort, am Flugplatz von Heringsdorf geht es in Landeeinstellung herunter bis auf 60 Meter über dem Boden, dann geben die beiden Piloten Vollgas. Die Triebwerke heulen auf, wie beim Start werden die Fluggäste in ihre Sitze gedrückt und das Flugzeug gewinnt wieder an Höhe. Aber: alles weniger dramatisch, als er es erwartet habe, findet Passagier Eckhardt. Passagier Schledermann ist von der Standfestigkeit der Flugtechnik beeindruckt. „Es ist schon klasse, dass diese Notfall-Manöver so kontrolliert geflogen werden können. Da habe ich auch vor den Piloten Respekt.“ Für Patrick Geier war die Teilnahme an der „Flight Academy“ der erste Flug seines Lebens – ein Geschenk seines Vaters. Spannend und interessant sei es für ihn gewesen, resümierte der 15-Jährige nach der Landung in Tegel. „Und wenn ich nochmal fliegen sollte, sind mir jetzt alle Ängste genommen.“