Studenten, Veterinärmediziner und Tierfreude gehen hier ein und aus. Ob ihnen bewusst ist, dass auf dem Gelände der Tierklinik der Freien Universität Berlin am Oertzenweg einst ein Gutshof stand? Und dass hier der für die Gegend ungewöhnlich klingende Name „Düppel“ geprägt wurde? Einzelne historische Gebäude stehen noch, erinnern an alte Zeiten: eine ehemalige Schnapsbrennerei, Arbeiterhäuser und ein Gutshaus. Andreas Jüttemann ist ganz in der Nähe aufgewachsen, die zum Teil unberührte Gegend in Düppel war sein Abenteuerspielplatz als Kind. Sie hat ihn fasziniert und interessiert. Er wollte mehr erfahren, fragte Nachbarn recherchierte, wälzte Bücher. Schließlich hat er jetzt selbst ein Buch veröffentlicht: Darin nimmt er den Leser mit auf Spaziergänge durch Düppel.
Spaziergänge durch Düppel
„Ich fand es erstaunlich, wie schnell sich die Natur die Trasse zurückholte“, erinnert er sich. Und auch in seinem Buch über Düppel taucht die Stammbahn immer wieder auf: vorbei am ehemaligen S-Bahnhof Zehlendorf-Süd und am ehemaligen S-Bahnhof Düppel. „Die Stammbahn bildet eine Art verknüpfendes Element, auch, weil sich mit ihr die Gegend erst einmal entwickelte“, sagt Andreas Jüttemann. Er schlägt zwei verschiedene Spaziergänge vor – einmal acht und einmal knapp zehn Kilometer lang.
Die erste Tour beginnt am Bahnhof Zehlendorf, führt zum Schweizerhof, zur Gartenstadt Zehlendorf, über die Siedlung Düppel-Süd, zur alten Kolonie Neu-Zehlendorf und schließlich zum S-Bahnhof Schlachtensee. Im Stil einer Reportage liefert das Buch Hintergrundinformationen zu den historischen Orten der Wanderung. Einer davon ist der Gutshof Düppel, in dessen einstigen Herrenhaus sich heute die Tierklinik der Freien Universität befindet. Friedrich Bensch, Direktor einer Salzschifffahrtsreederei, ließ 1828 das Gut errichten. Er nannte es „Vorwerk Neu-Zehlendorf“, nach der nahe gelegenen, gleichnamigen Bauernkolonie, die Ende des 18. Jahrhunderts an der Potsdamer Chaussee entstanden war. Heute sind hier das Studentendorf Schlachtensee und die Gartenstadt Düppel.
Prinz Friedrich Karl von Preußen, ein Neffe von Kaiser Wilhelm I., kaufte später den Gutshof. Und er war es auch, der den Namen „Düppel“ prägte. Das Wort stammt von den so genannten Düppeler Schanzen in Dänemark; in der Landessprache Dybbøl Banke bezeichnet. Dort kam es im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 zu einer entscheidenden Schlacht. Preußen siegte und bekam die Region im Süden Dänemarks zugesprochen. Prinz Friedrich Karl von Preußen war seinerzeit Oberbefehlshaber der preußischen Truppen. Als Anerkennung für den Sieg erklärte Wilhelm I. den Gutshof zum Rittergut und auf Wunsch seines Neffens wurde aus Vorwerk Neu-Zehlendorf das Rittergut Düppel.
Verständliche Erläuterungen und interessante historische Fakten
Dicke Geschichtsbücher nein, Weltliteratur hingegen schon, denn fast nebenbei zitiert er aus Theodor Fontanes Roman „Fünf Schlösser“ in dergestalt: „Auf diesem Alt-Zehlendorfer Bauernhofe nun saßen bis 1826 bäuerliche Leute: die Geschwister Pasewald. Um die genannte Zeit aber verkauften dieselben ihr Bauerngut an den Salz- und Schifffahrtsdirektor Bensch, der dafür 6000 Taler zahlte …“
Der komplette Titel des Buches heißt „Berlin-Düppel – Spaziergänge und Entdeckungen zwischen Zehlendorf, Kleinmachnow und Dreilinden; entlang der historischen Verkehrswege von Stammbahn und Friedhofsbahn“. Es wurde im Pharus-Plan Verlag veröffentlicht.