Internationaler Schulleiter

Ein Pionier setzt sich zur Ruhe

Michael Hertz, der langjährige Leiter der Nelson-Mandela-Schule, verabschiedet sich in den Ruhestand.
Michael Hertz, der langjährige Leiter der Nelson-Mandela-Schule, verabschiedet sich in den Ruhestand.
Michael Hertz ist der Vater der Nelson-Mandela-Schule. 12 Jahre war er in der international ausgerichteten Bildungsstätte tätig, die als eine Miniaturversion der Vereinten Nationen gelten könnte: Über 1000 Schüler aus 60 Ländern lernen hier gemeinsam. Nun geht der Schulleiter in Rente.

Der blau gekleidete Mann sieht fröhlich aus. Er posiert auf einem Felsen, hinter ihm ist das leuchtend blaue Meer zu sehen. „Bye, bye Nelson Mandela School“, steht unter dem auf weißen Karton gedruckten Urlaubsfoto. Und: „I am off to the Scillys.“ Es ist die Einladung für die Abschiedsfeier von Michael Hertz, der die internationale Nelson-Mandela-Schule aufbaute. Der Senat veranlasste vor 12 Jahren deren Gründung. Das Neue an der Schule: In jeder Klasse gibt es zwei Klassenlehrer – einen deutsch- und einen englischsprachigen. Von der Einschulung bis zum Abitur wird zweisprachig unterrichtet. Im Schulprofil wird die Schule als eine Art „Vereinte Nationen im Kleinen“ bezeichnet. „In London, Paris oder New York gibt es keine vergleichbare staatliche Schule“, sagt Hertz, 63, der eine englische Mutter hatte. Seit Ende März ist er im Ruhestand und wird demnächst auf die britische Scilly-Inselgruppe in der Nähe von Cornwall reisen, wo er eine Weile ausspannen möchte.

Auf dem Bild wirkt Hertz anders als in der Realität. Traf man ihn an seinem Arbeitsplatz in der Schule, trat er ernsthaft auf und trug Grau-Schwarz. Doch nun verlässt er sein Büro, obwohl er doch gerade erst angekommen ist: Nach vielen Umzügen sind seit 2011 alle Klassen in zwei nebeneinanderliegenden Gebäuden an der Pfalzburger Straße in Wilmersdorf untergebracht. In der Vergangenheit mussten die Schüler häufig umziehen und waren auf eine Reihe von Gebäuden anderer Schulen und Containern verstreut.

„Es war eine lange Odyssee hierher“, sagt Hertz. Eine Lösung für die „Gebäudeproblematik“ zu finden – diese Aufgabe begleitete ihn in den letzten Jahren. Ursprünglich wollte er schon vor einem halben Jahr aufhören, als das neue Domizil endlich bezogen war. Doch da noch kein Nachfolger bereitstand, um „den Tanker, das Riesenschiff, durch die stürmische See zu steuern“, wie Hertz seine Tätigkeit umschreibt, blieb er etwas länger im Amt. Jetzt lösen ihn doch erst mal seine Stellvertreterinnen am Steuer ab.

Ein Erfolgskonzept, das Arbeit macht

Der Tanker war mal ein kleines Ruderboot: „Mit 28 Schülern und vier Lehrern haben wir angefangen – als kleinste Schule der Stadt.“ Heute hat die Nelson-Mandela-Schule rund 1000 Schüler aus 60 verschiedenen Ländern und 50 Lehrer. Früher war Hertz Englisch- und Sportlehrer. Doch dafür fehlte ihm schon seit vielen Jahren die Zeit. Neben dem Alltagsgeschäft eines Schulleiters musste er Aufenthaltsgenehmigungen für englischsprachige Lehrer besorgen, etwa aus Ghana, Korea, Südafrika oder Indien – und den häufigen Wechsel der internationalen Schüler organisieren. Viele sind Kinder von Diplomaten, die ständig umziehen. Immer wieder musste Hertz sich mit Eltern auseinandersetzen, die ihre Kinder um jeden Preis auf der begehrten Schule unterbringen wollten: „Viele klagen sich ein.“

Das ist wohl auf das erfolgreiche Konzept zurückzuführen: Die Schule soll für die Kinder Konstante und Lebensmittelpunkt sein. „Eine Schülerin aus Korea, die in mehreren Ländern aufgewachsen ist, hat mir mal gesagt, dass hier ihr eigentliches Zuhause ist.“ Über diesen Satz hat sich Hertz sehr gefreut. Es war ihm darum gegangen, eine Schule aufzubauen, die „Schüler so nimmt, wie sie sind“. Mit „größtmöglicher Toleranz“. Es war nicht immer eine einfache Aufgabe. „Das bedeutete oft Chaos – aber im positiven Sinn. Wenn ich mich immer an alle Regeln gehalten hätte, wäre die Schule nie entstanden“, sagt der scheidende Schulleiter. Die aus Indien stammende Biologielehrerin Cordelia Premkumar ist für das internationale Abitur verantwortlich und kann sich die Nelson-Mandela-Schule kaum ohne Hertz vorstellen: „Sie ist sein Baby.“


Quelle: Der Tagesspiegel

Nelson-Mandela-Schule (Sekundarschulcampus), Pfalzburger Straße 30, 10717 Berlin

Telefon 030 86395380
Fax 030 863953829

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