Unterwegs im Kiez

Das Englische Viertel im Wedding

Die Belfaster Straße im Englischen Viertel in der Nachmittagssonne.
Die Belfaster Straße im Englischen Viertel in der Nachmittagssonne.

Eingebettet zwischen der Einkaufsmeile Müllerstraße, der See- und Gotthardstraße grenzt das Englische Viertel im Norden an den Bezirk Reinickendorf. Ein Kiez, der durch eine große Vielfalt an sehr unterschiedlichen Wohngebieten geprägt ist und eine beschauliche Wohngegend mit viel Grün und jeder Menge Kleingartenkolonien.

Tritt man aus dem U-Bahnhof Afrikanische Straße, kurz bevor die Müllerstraße die nördlichste Stadtbezirksgrenze des Wedding erreicht, fallen einem rechter Hand sofort englische und irische Straßennamen auf: Dubliner, Liverpooler, gefolgt von Themsenstraße, Londoner und Belfaster Straße führen geradewegs ins Englische Viertel hinein.  

Die Gegend ist wohl eines der ruhigsten Wohnviertel im Wedding. Verkehrslärm hört man in den Seitenstraßen kaum. Ab und zu wird die Ruhe durch Flugzeuge unterbrochen, die im Landeanflug auf Tegel besonders im nördlichen Teil des Viertels zu hören sind.

Architektonische Vielfalt

Im Kiez könnte es, architektonisch gesehen, nicht unterschiedlicher sein. Seit der Jahrhundertwende bis in die 60er Jahre hinein hat sich das Stadtbild in mehreren Bauphasen entwickelt.Von eintönigen Blöcken bis hin zu architektonischen Kleinoden ist daher alles vertreten. An der Themsenstraße blickt man auf gutbürgerliche Reihenhäuser. Hier befand sich früher auch die Gendarmerie. Demzufolge wohnten im Englischen Viertel viele Franzosen. An die Zeit erinnert heute nur noch das französische Zentrum Centre français in der Müllerstraße.

Die Siedlung Schillerpark, zwischen Dubliner, Corker- und Bristolstraße gelegen, kann mit zwei- bis viergeschossigen Wohnhäusern im Stil der 20er Jahre glänzen. Viele der Gebäude vermitteln mit ihren Backsteinfassaden ein bisschen holländisches Flair. Die Berliner Bau-und Wohngenossenschaft baute das Areal 1892 nach den Plänen von Bruno Taut. Die offene Blockrandbebauung, die grünen Innenhöfe, die Flachdächer und die schlichte Fassadengestaltung im Wechsel von Putz und Backstein waren für die damalige Zeit revolutionär. So hat es die Wohnanlage am Nordostrand des Schillerparks 2008 sogar zum Weltkulturerbe gebracht. Einige Wohnbauten fallen darüber hinaus durch ihre transparente Bauweise auf. Konzipiert wurde das Ganze von Hans Hoffmann, einem Schüler Bruno Tauts.

In der Gegend rund um den Schillerpark ist das Durchschnittsalter besonders hoch. Die Leute fühlen sich wohl – manche wohnen, laut der Genossenschaft 1892, schon seit 50 Jahren hier.

20er und 30er Jahre Flair

Wer den Charme einer typischen Berliner Altbauwohnung sucht, der wird am Ende der Dubliner Straße, zwischen Müller- und Edinburger Straße fündig. Im Wohnkomplex aus den 20er und 30er Jahren sind die Wohnungen besonders begehrt. Zwischen Müller-, Belfaster und Cambridger Straße betritt man  letztendlich ein äußerst gepflegtes Wohngebiet. Es ist der größte zusammenhängende Bereich im Englischen Viertel mit vielen Eigentumswohnungen. Alle Wohnungen sind mit Balkons ausgestattet, die Erdgeschosswohnungen mit Gärten.

Fazit: Wenn man das Englische Viertel mit anderen Weddinger Vierteln vergleicht, kommt es doch recht unscheinbar daher. Allerdings: Der Mix aus verkehrsgünstiger und zentraler Lage, dem Schillerpark als grüner Note, dem Schwimmbad Kombibad Seestraße und einigen Einkaufsmöglichkeiten gibt dem Englischen Viertel letztendlich nicht nur den Charakter einer reinen Wohngegend.

Centre Français de Berlin, Müllerstraße 74, 13349 Berlin

Vor dem Centre steht eine Nachbildung des Eiffelturms, geschützt von einem typisch deutschen Zaun.

Vor dem Centre steht eine Nachbildung des Eiffelturms, geschützt von einem typisch deutschen Zaun.

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