Ja, sie ist schön, die Köpenicker Altstadt und auch die Schlossinsel hat ihren ganz besonderen Reiz. Doch da gibt es noch etwas ganz anderes und eigenes für alle, die sich an historischer Schönheit nicht sattsehen können: den Fischerkietz. Die in sich geschlossenen Gassen, Häuser und Uferwege an und zwischen den beiden Straßen „Kietz“ und „Gartenstraße“ stehen unter Denkmalschutz – und das zu Recht! Wer die laute und viel befahrene Müggelheimer Straße hinter sich lässt und hier landet, flaniert vorbei an Türen, die kaum größer als man selbst sind, an hölzernen Fensterläden in Brusthöhe und stolpert vielleicht über einen der Pflastersteine, die Gehweg und Straße ausmachen.
Zwischen den niedrigen Häusern und alten Laternen tun sich immer wieder kleine Gässchen auf: Einige von ihnen führen ans Wasser und werden am Ende von einer hölzernen Bank gekrönt. Andere, wie die „Kleine Hege“, stellen nur eine efeuberankte Verbindung zwischen beiden Straßen her. Hier herrscht eine angenehme Ruhe. Man läuft nicht, man schlendert und erhascht mit etwas Glück einen Blick auf die Katze, die gerade in einen Garten huscht, auf einen Reiher, der seine Kreise zieht, oder darf sogar beobachten, wie ein ebenso frecher wie zahmer Spatz ins Wohnzimmer einer der Hütten hüpft, um ein paar Krumen zu ergattern.
Ganz schön viel Geschichte
Die Geschichte des Fischerkietzes reicht zurück bis ins 13. Jahrhundert, im Jahr 1375 wurde er erstmals erwähnt. Damals gab es dort, wo heute das Schloss Köpenick steht, noch eine slawische Burg. Für sie war der Fischerkietz nicht mehr als eine Dienstsiedlung, die vor allem für die Lieferung von Fisch zuständig war. Da die Bewohner der Siedlung aber als Leibeigene der Burg- und Schlossgesellschaft galten, mussten sie auch Holz fällen, Schafe scheren oder Briefe austragen. Die meisten Siedlungsbewohner verbrachten ihren Alltag trotzdem auf dem Wasser, weshalb auch heute noch die meisten Häuser am „Kietz“ einen eigenen Zugang dazu haben. Später gesellten sich auch Handwerker und Händler zu den Fischern und ließen sich insbesondere in der heutigen Gartenstraße nieder. Im Jahr 1898 schließlich wurde der „Kietz bei Köpenick“ gegen den Willen seiner Bewohner in die Stadt Köpenick eingemeindet, die selbst erst 1920 offiziell zu Berlin stieß. Der Fischerkietz, das ist also nicht Ur-Berlin, sondern sogar noch ursprünglicher als Berlin.