Das Stück
Modern, klar und sehr direkt. Es geht um zwei Paare, von denen sich eins ständig zofft. Steph (Tanja Wedhorn) ist sauer auf Greg (Oliver Mommsen), weil der angeblich hinter ihrem Rücken gesagt hat, sie habe ein hässliches Gesicht. Er räumt nach vielem Gedruckse ein „normal“ ein. Also ist er ein „Arschloch“, soll sich „ficken“ und seine „Fische werden sterben“. Parallel dazu gibt’s das befreundete Paar Kent (Roman Knižka) und Carly (Nicola Ransom). Sie ist Stephs Freundin. Er Gregs Kollege, der seine schwangere Freundin mit der neuen Kollegin betrügt. Schreit nach Konflikt. Und den gibt es reichlich.
Die Idee
Wie wichtig ist Wahrheit? Führen wir eine gute Beziehung? Wann übertreiben wir es mit dem Schönheitsideal? Über was sich die vier in der Fabrik, auf dem Spielfeld oder beim Chinesen unterhalten und deswegen sogar prügeln, kommt einem bekannt vor. Mann macht keine Komplimente. Frau reagiert zickig. Mann „macht Überstunden“. Frau hat ein komisches Gefühl dabei. Typische Pärchenprobleme. Toll gespielt! Und absolut verdient mit dem „Drama Desk Award“ ausgezeichnet und für den „Tony Award“ nominiert.
Der bleibende Eindruck
Wer was Frisches will, ist hier richtig. Gegen Schimpfwörter sollte man nichts haben. Und auch gegen die USA nicht. Schließlich kommt das Stück „Reasons to be pretty“ aus den Staaten, enthält Namen wie Greg und Wörter wie „Fuck“. Alles in allem ist „Lieber schön“ das kurzweilige Gegenteil vom klassischen Theaterstück. Das und ein offenes Ende werden darüber entscheiden, ob man „Lieber schön“ mag oder nicht. Ich kann es empfehlen. Nicht nur Frauen und Tatort-Fans. Sogar Singles. Denn die werden sich ins Fäustchen lachen und an „Dreißigjährige Pärchen“ von Rainald Grebe denken…
Spieldauer: 2:15 h inklusive Pause
Kostenpunkt: Karten ab 13 Euro, Sa/So ab 17 Euro
Laufzeit in der Komödie am Kudamm: bis 28. Februar 2016