„Bleibt alle gesund“ wünscht Fritz Koch seinen Gästen schmunzelnd und hebt sein Glas zum Anstoßen. Auf 107 Lebensjahre blickt er nun schon zurück und freut sich, der älteste Reinickendorfer zu sein. Schon in seiner Jugend hat sich der Jubilar gewundert, wie andere Menschen es schaffen, berühmt zu werden – „Nun bin ich es selber“, schmunzelt der Künstler. „Die Berühmtheiten haben sich mit großen Dingen beschäftigt und sind dadurch meine Vorbilder gewesen.“
Wie man so alt werden kann, ist die Frage, die natürlich alle brennend interessiert. Seine Mutter sei auch 100 Jahre alt geworden – so „muss es also in den Genen meiner Familie liegen“, sagt Koch und hat aber auch sein ganz eigenes Rezept, die 100 und noch mehr zu erreichen: „Ich bin immer fleißig gewesen“, meint er. Kaum Fleisch, kein Alkohol, nicht Rauchen und das Wichtigste: viel Humor, hätten ihm wohl ebenfalls zu einem langen Leben verholfen.
Kindheitskiez Schäfersee
Das Seniorenheim, in dem der Künstler seit fünf Jahren lebt, liegt mitten in seinem Kindheitskiez am Schäfersee, wo auch seine Karriere als Künstler anfing. Die dort ansässige Druckerei hatte per Annonce nach Zeichnern gesucht, auf die sich Koch bewarb und so seine Kreativität entdeckt. Für ihn ist es wunderbar zu wissen, dass der idyllische See, der ihm früher unter anderem als Inspirationsquelle für seine Malereien und Zeichnungen diente, direkt vor seiner Haustür liegt.
Vor allem liebte er die blühende Natur, die sich vor dem Balkon seines Malerateliers in der Hansastraße in Wedding, in dem er bis zuletzt wohnte, auftat und die ihn zum Malen inspirierte. Blumen und Landschaften schmücken seine Ölgemälde. Hier entwarf der gelernte technische Zeichner viele Naturskizzen und persönliche Momentaufnahmen – sein liebstes Motiv blieb allerdings immer seine Tochter Monika, die er in vielen gemalten Portraits verewigte. Auch die Schrecken und Folgen des Krieges hat Fritz Koch auf seinen Kreide- und Tuschezeichnungen festgehalten.
Der Louise-Schroeder-Platz (früher Oskarplatz) in Wedding, zählte ebenfalls zu einem seiner Lieblingsorte. Sonntags hat Koch hier mit seiner Familie auf einer Bank gesessen und sich von den Leuten im Kiez inspirieren lassen. Seine Erinnerungen hielt er natürlich in gemalten Bildern fest. Obwohl er für sein Alter noch erstaunlich fit ist – malen kann er mittlerweile nicht mehr: „Nur noch meine Augen skizzieren weiter und die Malerseele ist in Ordnung“, meint Koch.
Viele von Fritz Kochs Werken waren unter anderem bereits im Weddinger Rathaus und im Heimatmuseum Reinickendorf zu sehen. Er selbst wurde 2010 in einem Bildband vom renommierten Fotografen Andreas Labes zum Thema „100 Jahre Leben“ portraitiert. Zu kaufen gibt’s das Exemplar beispielsweise hier.