„Stillen an öffentlichen Orten soll bald verboten werden“ titelte ein Magazin am 1. April 2014. Was natürlich ein Aprilscherz war, ist ausgerechnet in Berlin offenbar nicht völlig abwegig. Diese Erfahrung machte jedenfalls Johanna Spanke, die am Wochenende eine Online-Petition gestartet hat, mit der sie Schutz für stillende Mütter in der Öffentlichkeit fordert. Auslöser für ihre Initiative waren die Erlebnisse in der „The Barn Roastery“ an der Schönhauser Allee, als sie dort mit ihrem Mann am Samstag einen Kaffee trinken wollte. Den kleinen, drei Monate alten Sohn hatten sie dabei. Direkt beim Bestellen am Tresen wies eine Mitarbeiterin sofort ungefragt darauf hin, dass Stillen in dem Café unerwünscht sei. Dies wiederholte kurze Zeit später der Besitzer, den Spanke darauf ansprach, als ihr Baby Hunger zeigte. Er habe darauf verwiesen, dass es sich um einen gehobenen Laden handelt. Wenn sie jetzt gehen wollten, bräuchten sie den Kaffee auch nicht zu bezahlen.
Ein Hotel will keine Kinder mehr beherbergen
Diese wollen auch manche Hotels nicht mehr beherbergen. Das Wellness-Hotel Esplanade in Bad Saarow etwa hat sich im November vergangenen Jahres zum Erwachsenenhotel deklariert, wo Kinder und Jugendliche unter 16 Jahre keinen Zutritt haben. Auch Rüller hat damals kurz nach der Eröffnung Schlagzeilen produziert, weil er vor die Tür einen grauen Betonpoller stellte. Darauf war ein Aufkleber, der einen durchgestrichenen Kinderwagen zeigte. Er sei kein Kinderhasser, sagte Rüller, aber Kinderwagen stellten allein schon wegen der frei zugänglichen Röstmaschine ein Sicherheitsrisiko dar. Der Betonpoller steht immer noch dort, und Rüller kämpft weiter für seine Sicht der Dinge. „Unsere Gäste sollen den Kaffee, der ja nicht gerade billig ist, in Ruhe genießen können“, sagt er. „Nicht jeder ist begeistert, wenn jemand neben ihm die Brüste frei legt. Ich mach’ ja auch die Tür zu, wenn ich auf Toilette geh’.“
Nicht alle Mütter im kinderreichen Kiez finden das falsch. „Ich stille in der Öffentlichkeit, aber dezent, ich habe immer ein Tuch zum Abdecken dabei“, sagt eine Frau, die ihren kleinen Sohn auf der Schönhauser spazieren fährt.