Wir dachten, ein Apotheker würde alle Produkte in seinem Sortiment gleich lieb haben. Doch weit gefehlt. Nachdem sich Andreas Kersten schon 2014 geweigert hatte, die Pille danach zu verkaufen, sind ihm jetzt auch Kondome ein Dorn im Auge. Und so finden Kunden der Undine Apotheke in jeder Packung Verhütungsmittel neben Gummis auch einen ganz persönlichen Beipackzettel. Mit dem kleinen Briefchen, das ungefragt beiliegt, apelliert der Inhaber an den vermeintlichen Kinderwunsch in uns allen:
„Bitte werben Sie für einen verantwortungsvollen Umgang mit Verhütungsmitteln: Setzen Sie sich ein für eine grundsätzliche Offenheit und Bereitschaft, Kinder zu bekommen und für eine sorgsame Abwägung bei der Entscheidung für ein Verhütungsmittel – im Bewusstsein der Lebenbereicherung durch Kinder! Herzlichen, lieben Dank!“
Ob Paare angesichts dieses Beipackzettels wirklich spontan das Kondom weglassen, ist fraglich. Viel wahrscheinlicher ist wohl, dass Kunden keine Lust darauf haben, dass sich jemand in ihr Sexualleben einmischt und nicht mehr wiederkommen. Äußern will sich Andreas Kerstens dazu nicht. Für alle, die seine Botschaft aber mal so richtig aufregt, spricht Silke Stöckle vom Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung in der BZ: „Anstatt eine veraltete und frauenfeindliche Ideologie zu verbreiten, die Frauen das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung abspricht, sollte für ihn die optimale medikamentöse Versorgung der Bevölkerung an oberster Stelle stehen.“