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So fing's mit der Platte an

Plattenbau in Johannisthal
Plattenbau in Johannisthal
Der Plattenbau ist keine Erfindung der DDR, sondern hat eine fast 80-jährige Vorgeschichte allein in Deutschland. Der Blog "Berlin ab 50" erklärt uns die Kunst des "Neuen Bauens".
Zwischen 1958 und 1990 wurden in der DDR rund 2,2 Millionen Wohnungen in industrieller Bauweise errichtet, davon etwa 1,5 Millionen in der eigentlichen Plattenbauweise. Das Wohnungsbauprogramm der DDR wurde zumeist in Großsiedlungen wie dem Allende-Viertel, Marzahn und Hohenschönhausen realisiert. Die zehn größten Neubaugebiete aufdeutschem Boden nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in der DDR in Plattenbauweise errichtet. Namen der Bautypen wie „WBS 70“ oder „P2“ sind im Ostteil der Stadt ein Begriff: Fast die Hälfte aller Plattenbauten der DDR, 42 Prozent, wurden mit dem Typ „WBS 70“ errichtet.
 
War der Wohnungsbau bis 1920 durch eine historisierende Formensprache mit Rückgriff auf ältere Stilrichtungen in kosten- und zeitaufwendiger Stein-auf-Stein Bauweise geprägt, so versuchten die Architekten nach dem 1.Weltkrieg europaweit mit Baumaterialien wie Stahl, armierten Beton und Glas eine neue funktionsbetonte Ästhetik im Wohnungsbau umzusetzen, die auf Schmuck und Ornament verzichtete. Durch die Bauweise mit vorgefertigten, standardisierten Platten, die am Anfang noch auf der Baustelle gegossen wurden, sollten Baukosten und Bauzeiten minimiert und die Wohnungsnot nach dem 1.Weltkrieg beseitigt werden. Gleichzeitig war Bauen ein soziales Programm. Die in ganz Berlin bis ca. 1930 entstehenden Siedlungen des „Neuen Bauens“ sollten – als Gegenentwurf zu den gründerzeitlichen „Mietskasernen“ – der arbeitenden Bevölkerung ein menschenwürdiges Leben zu bezahlbaren Preisen ermöglichen.
 
Die Entwürfe und Projekte für einen industriellen Siedlungsbau von Gropius, Bruno und Max Taut, May, Wagner, Scharoun und Bartning in der Zwischenkriegszeit verdanken ihren Ruhm im Wesentlichen ihrer Eigenschaft als Prototypen und visionäre Projekte. Nachweisbare ökonomische Erfolge oder eine breite Umsetzung blieben den Architekten damals in der Regel versagt.
 
Dieser Text wurde uns zur Verfügung gestellt vom Blog Berlin ab 50, einem Portal für die Generation der Best Ager – und alle anderen interessierten Leser und Schreiber.

Quelle: Blog "Berlin ab 50"

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