Rund 300 Gäste kamen, als am 20. April im Klinkerwerk in Oranienburg ein neuer Ort der Andacht eingeweiht wurde. Unter ihnen befanden sich auch 70 Zeitzeugen, die mit diesem Ort wohl die schlimmsten Erinnerungen ihres Lebens verbinden. 1938 von den Nationalsozialisten erbaut, entstand hier zunächst ein Großziegelwerk, das bei der Umwandlung Berlins zur Welthauptstadt Germania helfen sollte. Ab 1941 stellte es dann eine Außenstelle des KZs Sachsenhausen dar, in dem bis Kriegsende etwa 90.000 Menschen ihr Leben ließen.
In die Häftlingsbaracken des Klinkerwerks kamen 1942 insbesondere Gefangene, die mit einem rosa Stern markiert waren, der ihre Homosexualität kennzeichnete. In den Wochen nach ihrer Ankunft schufteten sie sich hier erst körperlich zu Grunde, ehe mindestens 200 von ihnen zwischen Juli und September 1942 ermordet wurden. Nachdem ein Bombenangriff es am 10. April nahezu vollständig zerstört hatte, wurde das Klinkerwerk am 22. April 1945 von der Roten Armee befreit.
In Gedenken an die Opfer
Jetzt, 70 Jahre danach, gedenkt man den Opfern bei der Eröffnung der neuen Gedenkstätte im Geschichtspark Klinkerwerk. „Dieser Ort zeigt exemplarisch die Brutalität, die Unerbittlichkeit und das Ausmaß der nationalsozialistischen Unterdrückungsmaschine“, führte Brandenburgs Kulturstaatssekretär Martin Gorholt bei der Eröffnung aus. Er sei ein wichtiger Bestandteil der zeitgeschichtlichen Erinnerungskultur und der historisch-politischen Aufarbeitung und Bildung.
Zur Umsetzung des Projekts waren 153.000 Euro notwendig, die mit Landesmitteln des Kulturministeriums finanziert wurden. Sie flossen zum Beispiel in Wände mit mehrsprachigen Zitaten von Häftlingen, zeigen aber auch Bilder vom Werksgelände zur NS-Zeit. Der Geschichtspark soll damit jedem Besucher vor Augen führen, unter welchen Bedingungen hier Menschen „leben“ mussten und welchem Leid sie ausgesetzt waren. Und die durch eine Gedenkstätte wie diese niemals in Vergessenheit geraten.