Selbstgemachtes

Wie Hobbybastler ihre Produkte verkaufen

Dianna Leifeld (links) mietet ein Fach im Laden von Gemma Macias (2.v.l.) und verkauft so ihre Ketten. Albena häkelt Kissenbezüge (r.). Pecho macht Möbel aus Paletten. 
Dianna Leifeld (links) mietet ein Fach im Laden von Gemma Macias (2.v.l.) und verkauft so ihre Ketten. Albena häkelt Kissenbezüge (r.). Pecho macht Möbel aus Paletten. 
Gesundbrunnen - Sie häkeln, schrauben, designen - und wollen ihre selbstgemachten Stücke auch gern verkaufen: Hobbybasteln boomt in Berlin. In einige Läden können sie einzelne Regalfächer mieten.

Deanna Leifeld schließt die Augen, strahlt und jubelt – sie hat eines ihrer selbst gemachten Schmuckstücke verkauft. Schon seit zehn Jahren fertigt die 32-Jährige Ringe, Ohrringe und Ketten aus Silber und Edelsteinen. „Ein sehr teures Hobby“, sagt sie. Hier und da konnte sie ein Stück an Freunde oder Verwandte verkaufen. Jetzt ist das anders. Seit einem Monat stellt sie den Schmuck in einem Laden in Gesundbrunnen aus. Wenn sie etwas verkaufe, sei das jedes Mal ein kleiner Triumph. „Es macht mir Hoffnung, dass ich davon irgendwann leben kann.“

Rundherum um das Regalfach, das sie gemietet hat, sind etliche weitere Produkte kreativer Berliner angeordnet. Über die Regale wacht Gemma Macias. Die 34-Jährige vermietet in ihrem Weddinger Laden „EinFach für dich“ rund 150 Fächer an Hobbybastler. Im Sortiment ist viel Schmuck, aber auch selbst gemachte Kerzen, Kinderkleidung, Notizbücher, Postkarten. Das günstigste Fach kostet fünf Euro die Woche, einen Einzelstellplatz gibt es ab 1,50 Euro. Zusätzlich erhält Macias 15 Prozent Provision, wenn etwas verkauft wird.

Das Produkt direkt vor sich zu haben, ist für viele Fans unersetzbar

Das Prinzip entspricht der Online-Verkaufsplattform Dawanda – nur dass es sich um einen kleinen Kiezladen handelt. Web-Portale wir Dawanda sind besonders wichtig für Hobbybastler, auch Schmuckdesignerin Deanna Leifeld ist seit Kurzem bei Etsy, dem US-Pendant zu Dawanda. Doch das Produkt ganz real vor sich zu haben, scheint für viele Fans des „Do it yourself“ unersetzbar zu sein. Regelmäßig gibt es in Berlin Bastler-Märkte, etwa den „Handmade Supermarket“ in der Kreuzberger Markthalle Neun, hinzu kommen Läden wie die „Fachfrau“ in Prenzlauer Berg und der „Best Handmade Shop“ in Tempelhof. Doch die Besucher kommen stets nicht nur, um zu kaufen, sondern auch aus Neugier an den Bastelideen, an Umhängetaschen aus Fahrradschläuchen oder verrückten Ketten.

Dass es irgendwann zum Leben reicht, ist der Traum der meisten Bastler. Albena Stateva gibt im Hinterzimmer des Ladens Häkelkurse und bietet vorne im Laden gehäkelte Cupcakes in der Größe von Tischtennisbällen an. Sie sagt, bei ihr laufe der Verkauf noch „sehr, sehr zaghaft“. Die kleinen, flauschigen Kuchen sind sogenannte Amigurumi-Stücke – eine japanische Häkelkunst, bei der Tierchen und Gegenstände aus Wolle entstehen. Neulich war Stateva damit sogar in einer Galerie in New York vertreten. Wenn es auch nicht für den Lebensunterhalt reicht – Bestätigung scheint für die meisten Hobbybastler fast genauso wichtig zu sein.

Im Laden können sich die Bastler treffen und austauschen

Um Gleichgesinnte zu finden, bietet Gemma Macias Verkäufertreffen Workshops etwa zum Fotografieren der Basteleien an. Macias selbst hat mit Schutzbezügen für Fahrradsattel angefangen. Weil sie die Produktion ausweiten wollte, suchte sie ein Atelier – und machte gleich einen ganzen Laden daraus. Jetzt sei ihr Geschäft „eine Bühne für kreative Leute“, sagt Gacias. Auch ihr Bruder Pedro Macias, 27, ist unter die Bastler gegangen. Vor ein paar Jahren hat er damit angefangen, Möbelstücke zu bauen. Sein erstes verkauftes Stück war ein Garderobenhänger. Er hat ihn für 35 Euro über Dawanda verkauft – ein tolles Gefühl. „Bis ich gemerkt habe, dass der Versand 40 Euro kostet“, sagt Pedro Macias und lacht.

Sie lernen eben Schritt für Schritt hinzu, die Hobbybastler auf ihrem Weg zu selbstständigen Kreativen. In Gemma Macias Laden können sie sich austauschen. Bei manch einem geht der Traum in einem Geschäftsmodell auf – für die anderen bleibt zumindest das Glücksgefühl, wenn sich wieder jemand für die Erzeugnisse ihres Lieblingshobbys interessiert.


Quelle: Der Tagesspiegel

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