S-Bahn-Halle am Ostkreuz eröffnet

Einfahrt in den Glaspalast

Ungewohnte Moderne am Ostkreuz: die neue gläserne Halle für die Ringbahn. Der 100 Jahre alte Wasserturm bleibt erhalten.
Ungewohnte Moderne am Ostkreuz: die neue gläserne Halle für die Ringbahn. Der 100 Jahre alte Wasserturm bleibt erhalten.
Ab dem heutigen Montag können die Fahrgäste der Ringbahn das Ergebnis der wochenlangen Streckensperrung am Ostkreuz begutachten: Die neue gläserne Bahnhofshalle ist betriebsbereit, die ersten S-Bahnen fahren ein. Die Bauarbeiten am Bahnhof sind damit allerdings nicht beendet, sondern werden sich bis 2016 hinziehen.

Margarete Sion hat am Samstag noch keine Ahnung, dass für sie ab Montag die Wege kürzer werden. Sie gehört zu den 100.000 Fahrgästen, die laut Bahn an Werktagen am Ostkreuz umsteigen. „Ich weiß nur, dass die Ringbahn ab Montag wieder fahren wird“, sagt sie. Und ist froh, dass die Zeit des Ersatzverkehrs mit Bussen vorbei ist. Seit dem 30. März war die Strecke zwischen Schönhauser Allee und Neukölln/Baumschulenweg unterbrochen. Dass nun auch die Bahnhofshalle, die sie bisher nur von außen bewundert hat, freigegeben wird, war ihr nicht klar. Auf dem Bahnhof deutete am Samstag auch wenig darauf hin – es wurde noch fleißig gehämmert und gebohrt.

Der alte Bahnsteig der Ringbahn war baufällig und wurde deshalb abgerissen und neu errichtet. Seit August 2009 nutzten die S-Bahnen den für den Regionalverkehr neu gebauten Bahnsteig direkt nebenan. Nun halten sie wieder an alter Stelle und unter einem 132 Meter langen, 15 Meter hohen und bis zu 50 Meter breiten Glasdach. In der Halle ist es hell, 3050 Quadratmeter Scheiben wurden eingesetzt.

Das Dach ist fertig, die Arbeiten gehen weiter

Der Regionalbahnsteig bot dagegen kaum Schutz gegen Wind und Wetter; nur wenige Wartehäuschen standen den Fahrgästen zur Verfügung. Nun soll auch dieser Bahnsteig ein Dach bekommen – allerdings nicht von der Bahn bezahlt. Der war das zu teuer. Das Land Berlin finanziert den Bau aus Mitteln, die bei der S-Bahn wegen der selbst verschuldeten Zugausfälle der letzten Jahre gestrichen wurden. Ab 2013 sollen hier Regionalzüge auf der Strecke von Eberswalde zum Flughafen Berlin Brandenburg / Schönefeld halten. Auch die Ringbahnhalle war zeitweilig umstritten, wurde aber letztlich nach einem Entwurf des Büros JSK Architekten doch gebaut. Die Kosten beliefen sich auf rund 12 Millionen Euro, insgesamt werden für den Umbau des Ostkreuzes 411 Millionen Euro veranschlagt.

Auf dem neuen Bahnsteig gibt es sechs gläserne Pavillons, fünf für Geschäfte und einen für die Aufsicht der S-Bahn. Die Kioske können aber erst im Mai oder Juni öffnen. Erst dann stehen auch die Rolltreppen zur Verfügung. Fertig sind dagegen die Aufzüge an den Zugängen von der Hauptstraße und der Sonntagstraße aus – die ersten am Ostkreuz überhaupt. Der Bahnhof ist bereits 130 Jahre alt, er wurde 1882 gemeinsam mit der Ost-West-Stadtbahn eröffnet.

In Zukunft wird es am Ostkreuz wieder eine Gleisverbindung von der Ost-West-Strecke zur Ringbahn geben, die Züge werden jedoch nicht am Bahnhof halten. Die sogenannte ‚Südkurve‘ soll ab 2014 Teil einer S-Bahnstrecke aus dem Zentrum zum Willy Brandt-Flughafen in Schönefeld sein.

Neue Logik auf den Bahnsteigen

In Ost-West-Richtung hielten bisher die Züge von und nach Erkner sowie von und nach Lichtenberg an unterschiedlichen Bahnsteigen – man nannte das Linienbetrieb. Nun wird der Richtungsbetrieb eingeführt – alle Züge stadteinwärts halten zukünftig an einem Bahnsteig, die stadtauswärts am anderen. Das Ratespiel, auf welchem Bahnsteig die nächste S-Bahn in die Stadt fährt, ist dann vorbei. Ähnlich soll es bald im Bahnhof Warschauer Straße zugehen, die Zahl der Bahnsteige wird dort von drei auf zwei verringert.

Für den Regionalverkehr sind am Ostkreuz weitere Bahnsteige geplant: Der eine an der Ost-West-Strecke Richtung Erkner soll 2016 fertiggestellt werden. Ein anderer für eine Verbindung von Lichtenberg zum Ostbahnhof ist ebenfalls geplant.

Während das Ostkreuz wieder befahrbar ist, müssen nun die Fahrgäste auf dem Südring bis zum 24. April zwischen Schöneberg und Bundesplatz in Busse umsteigen. Zwischen Schöneberg und Südkreuz besteht Pendelverkehr.

Am morgigen Dienstag nimmt die U-Bahnlinie 2 zwischen Pankow und Rosa-Luxemburg-Platz wieder den Verkehr auf. Der Abschnitt Mohrenstraße-Potsdamer Platz bleibt gesperrt, bis das Gutachten zum Wassereinbruch am Leipziger Platz fertig ist. Erst wenn feststeht, dass dabei der Tunnel der U-Bahn nicht beschädigt wurde, können die Züge wieder rollen. Auf die Fahrgäste der U 1 kommt ab dem 23. April eine Streckensperrung wegen Bauarbeiten zu. Bis einschließlich 7. Juni wird der Abschnitt zwischen Möckernbrücke und Gleisdreieck unterbrochen. Zwischen Gleisdreieck und Wittenbergplatz verkehrt nur die U 2, und zwischen Wittenbergplatz und Uhlandstraße fahren die Züge der U 1 nur im Zehn- statt im Fünf-Minuten-Takt.


Quelle: Der Tagesspiegel

Bahnhof Ostkreuz, Markgrafendamm 23, 10245 Berlin

Telefon 030 29743333

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