Dilek Kolat, Oliver Igel und Manager Stefan Kollar (v.l.n.r.) im Zentrum Schöneweide. Sie bringen Stoffbeutel mit Infomaterial zum Thema Rechtsextremismus und Rassismus am Arbeitsplatz unter die Leute.
Niederschöneweide - Wenn Senatorin Dilek Kolat mit Treptow-Köpenicks Bezirksbürgermeister Oliver Igel und Dutzenden Stoffbeuteln durch das Zentrum Schöneweide marschiert, dann ist das schon etwas Besonderes. Gemeinsam unterstützen sie die Kooperation des Einkaufscenters mit der Initiative "Handeln statt wegsehen".
Mitten im Zentrum Schöneweide steht eine Bühne. Auf ihr sammelt sich hoher Besuch: Oliver Igel, der Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick, Berlins Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen Dilek Kolat, Centermanager Stefan Kollar und Nils Busch-Petersen vom Handelsverbad Berlin-Brandenburg haben zum Gespräch geladen. Lächelnd und mit festen Stimmen erklären sie Journalisten und Besuchern, was es in diesem Center neues gibt. In erster Linie sind das Klauseln in den Mietverträgen und ein neues Schild im Eingangsbereich, auf dem „Handel[n] verbindet“ steht. Dahinter verbirgt sich ein Miteinander gegen Rechtsextremismus in Berlin.
Die Initiative „Handeln statt wegsehen“ hat der Handelsverband Berlin-Brandenburg gemeinsam mit der Gewerkschaft ver.di, dem deutschen Gewerkschaftsbund und der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin gegründet, um gegen Diskriminierung im Arbeitsleben vorzugehen. Seit dem Jahr 2013 gibt es ihre Kampagne „Handel[n] verbindet“, mit der sich Betriebe und Berufsschulen gegen Rassismus und Rechtsextremismus engagieren und mit Aufklebern oder Schildern an ihren Betrieben auch ein öffentliches Zeichen setzen können. So, wie es jetzt auch das Zentrum Schöneweide tut.
Das Engagement in der „Braunen Ecke“ wirkt
Die Zusammenarbeit zwischen dem Center und der Initiative haben Bürgermeister Oliver Igel und Senatorin Dilek Kolat angestoßen. Gemeinsam sitzen sie im „Berliner Beirat für Schöneweide“, in dem sich nicht nur Vertreter des Bezirks Treptow-Köpenick, sondern auch Repräsentanten auf Landesebene und aus der Wirtschaft gegen Rechtsextremismus in Schöneweide stark machen. Igel sagt, man dürfe nicht verschweigen, dass Schöneweide auch in der internationalen Presse als „Braune Ecke“ bekannt ist, dass es hier eine berüchtigte Nazikneipe gab, rechtsextrem motivierte Gewalt und und einen Laden, in dem in der Rechten Szene beliebte Marken und Musik vertrieben wurden.
Die Kneipe und der Shop in der Brückenstraße sind inzwischen geschlossen worden. „Der Rechtsextremismus in Schöneweide ist in der Defensive“, sagt Igel. Gerade deshalb hält er das Zeichen des Zentrums Schöneweide für wichtig auch für die Bevölkerung, die in der Vergangenheit Anfeindungen erlebt oder bestimmte Plätze mit Angst betreten hat. Allerdings müsse man auch in Zukunft gegen die Problematik vorgehen.
Nachdem alle vier Gersprächsteilnehmer die Kooperationsvereinbarung zwischen dem Center und der Initiative „Handeln statt wegsehen“ unterschrieben haben, bringen sie gemeinsam ein Kampagnen-Schild am Eingang des Zentrums Schöneweide an. Anschließend verteilen Dilek Kolat und Oliver Igel mit Busch-Petersen und Kollar Stoffbeutel mit Informationsmaterial zum Thema Rassismus und Rechtsextremismus an Ladenbesitzer und Passanten. „Rassismus kommt nicht in die Tüte“ steht darauf. Dass Schilder und Beutel allein nichts bewirken, ist Nils Busch-Petersen vom Handelsverbad Berlin-Brandenburg bewusst. Ihm sei es jedoch wichtig, dass Flagge gezeigt und Aufklärungsarbeit geleistet werde.
Als nächsten Schritt hat der Berliner Beirat für Schöneweide den Nachbarn des Einkaufs-Centers, den Bahnhof Schöneweide, im Auge. Dort könnte schon im nächsten Jahr ein weiteres Zeichen gegen Rechts gesetzt werden.