Für etwa 200 Millionen Euro entstehen rund 110 Läden mit insgesamt 30.000 Quadratmetern Verkaufsfläche auf dem Gelände des denkmalgeschützten früheren Brauhauses, dazu ein Meininger-Hotel mit 300 Zimmern sowie 15.000 Quadratmetern Büro- und Dienstleistungsfläche. Hauptmieter unter den Läden werden Media Markt und Kaufland. Bisher seien 60 Prozent aller Verkaufsflächen vermietet, heißt es.
Auch das Oberverwaltungsgericht kann die Pläne nicht stoppen
An der Planung ändert ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg nichts. Bereits am 18. Dezember hatte es den Bebauungsplan des Bezirks für ungültig erklärt und so der Normenkontrollklage eines Anwohners aus der Lübecker Straße stattgegeben. Doch Huth weist darauf hin, dass nur einen Tag zuvor „am 17. Dezember die Baugenehmigung wirksam erteilt wurde“.
Das bestätigt die Leiterin des Stadtplanungsamts Mitte, Tanja Lier: Sie sieht bisher „keine Auswirkungen“ des Gerichtsentscheids auf das Projekt. Der neue Bebauungsplan sei zwar gekippt worden, „aber dann fallen wir eben auf den alten Bebauungsplan zurück
„– und auch dieser erlaube großflächigen Einzelhandel. Nach Liers Kenntnis hatte der Anwohner insbesondere gegen eine Rampe geklagt, die nach früheren Plänen eines anderen Investors zu einem Parkhaus führen sollte. Dieser Kritikpunkt sei inzwischen aber gegenstandslos: Huth, der das Gelände im Mai 2013 übernommen hatte, plane eine Tiefgarage statt eines Parkhauses. Anscheinend habe auch ein „Mitbewerber aus der Umgebung“ gegen das Center geklagt, sagt die Amtsleiterin. Zu Einzelheiten könne sie sich aber noch nicht äußern, das Bezirksamt warte auf die schriftliche Urteilsbegründung.
Der Streit reicht schon acht Jahre zurück
Der Streit um das Schultheiss-Gelände reicht bis ins Jahr 2007 zurück, als die Firma HLG aus Münster der erste Käufer war und eigene Centerpläne angekündigt hatte. Moabiter Bürger und die Stadtteilvertretung Turmstraße befürchten einen Schattenwurf durch zusätzlich geplante Neubauten, mehr Lärm und Abgase durch den Autoverkehr und negative Folgen für Händler in der Nähe. Momentan gibt es Werkstätten, Fitnessstudios und ein paar Fachgeschäfte im burgähnlichen Backsteinbau mit Zinnen und Seitentürmchen.
Das Sudhaus war in den Jahren 1871 bis 1872 nach Plänen des Architekten Friedrich Koch errichtet worden. Später kamen unter anderem ein Ballsaal, ein Biergarten und eine Kegelbahn hinzu. Mit einem Dutzend Gebäudeteilen prägt die Anlage das Moabiter Stadtbild bis heute sehr stark – nur Bier wird dort schon seit 1987 nicht mehr gebraut.