So produziert Berlin etwa 21 Millionen Tonnen CO2-Emissionen im Jahr, was ungefähr der Menge von ganz Kroatien entspricht. Und: Wir haben uns schon verbessert, was unseren Ausstoß angeht. 1990 waren es noch knapp 30 Millionen Tonnen. Bis 2050 soll die Zahl auf 4,4 Millionen Tonnen sinken, das ist eine Reduktion um 85 Prozent – sicher keine leichte Aufgabe.
Lösungsansätze der BVG
Vor allem bei den 1300 Bussen, von denen aktuell bis auf vier alle mit Diesel betrieben werden, herrscht Handlungsbedarf. Die vier Wasserstoff-Busse, die derzeit im Einsatz sind, seien extrem wartungsintensiv, erklärt die BVG-Chefin. Zwischen Bahnhof Zoo und dem Südkreuz sollen auf der Linie 204 ein Jahr lang Elektrobusse fahren – der Forschungsantrag wurde beim Bundesverkehrsministerium gestellt, so Nikutta. Im Anschluss soll ein Langzeittest auf der Linie 192 in Marzahn-Hellersdorf erfolgen. Auch zwei sogenannte Leichtbaubusse würden getestet. Und seit Anfang April fährt Deutschlands erste Solarfähre im Linienbetrieb.
Zudem arbeitet die BVG eng mit dem Fahrradverkehrssystem Call a Bike oder CarSharing-Anbietern wie Car2go, DriveNow oder Greenwheels zusammen und bietet Abonnenten vergünstigte Konditionen. „Wir müssen nicht jede Mobilitätsleistung selber erbringen“, erklärt Nikutta ihre Marktstrategie. In der Zukunft könnte die BVG-Karte zum Beispiel auch „Türöffner“ für Fahrräder und Autos sein, die Vernetzung müsse man vorantreiben.
Mit welchem Strom werden Elektrobusse betrieben – aus regenerativen oder fossilen Energiequellen? Wie kann man das Tanken von Elektrobussen beschleunigen? Wie kann ein Batteriewechsel schnell vonstattengehen? Mit derlei Fragen beschäftigt man sich auch auf dem Euref-Campus, in einer Art elektromobilem Praxislabor. Sigrid Nikutta kam natürlich auch auf die „harten wirtschaftlichen Bedingungen“ zu sprechen. Es gab zwar einen Anschub mit öffentlichen Fördergeldern, der den Innovationsgeist unterstützt, doch auf dem Weg zu einem klimaneutralen Berlin seien noch jede Menge Hürden zu überwinden – mit denen hatte Siemens vor 135 Jahren aber auch zu kämpfen und ließ sich dennoch nicht entmutigen.
Organisator der sogenannten Frühstücksgespräche mit Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ist Infraneu, der Hauptverband für den Ausbau der Infrastrukturen und Nachhaltigkeit.