Mal liegt es im Zeitschriftenregal bei „Hund, Katze, Maus“, mal neben dem Playboy oder gar bei den Auto-Magazinen – noch ist das neue Erotikblatt „Séparée“ nicht so oft da, wo es hingehört, nämlich bei den Frauenmagazinen. Dort sehen zumindest die Herausgeberinnen Ute Gliwa und Janina Gatzky ihren Titel, allerdings ohne Ratgeber-Anspruch.
Bei den Themen gibt es keine Tabus
Janina Gatzky arbeitete als freiberufliche Übersetzerin, Ute Gliwa als Autorin – mittlerweile hat sich „Séparée“ aber für beide zu einem Vollzeitjob entwickelt. Für die unterschiedlichen Themen von „Doppelter Rittberger – Sex zu dritt“ über „10 legendäre Male“ bis hin zu sexuellen Vorlieben wie etwa dem Luftballonfetisch arbeiten sie zudem mit verschiedenen freien Autoren zusammen. Wirkliche Tabu-Themen gibt es dabei nicht. „Es geht ja immer um die Frage, wie man damit umgeht“, findet Gatzky. „Es steht zum Beispiel noch ein Artikel über Prostitution für Behinderte an, das ist harter Tobak – deshalb haben wir den auch noch nicht veröffentlicht. Zu hart für den Anfang.“ Schließlich wolle man in erster Linie informieren und unterhalten, mal mit mehr, mal mit weniger Tiefgang.
„Gerade bei den Bildern gehen wir den schmalen Grad zwischen Pornografie und Fotografie: Jede Erektion ab 45 Grad geht nicht mehr und bei Frauen sind nur die äußeren Geschlechtsmerkmale zu sehen“, sagt Gliwa. „In diesem Spannungsfeld wollen wir Bilder zeigen, die an die Grenzen gehen, Geschichten erzählen und so Kopfkino erzeugen.“ So kommen Nahaufnahmen zum Thema Bondage ohne ein Übermaß an Pornografie aus. Und die regelmäßige Bilderstrecke eines nackten Mannes, in der aktuellen Ausgabe ein Zuckerbäcker, mutet erotisch an. Neugieriger Blicke von der Sitznachbarin in der U-Bahn kann man sich beim Angucken auch sicher sein – aber die wesentlichen Partien bleiben verdeckt. Gliwa erläutert: „Diese Bilderstrecke wird immer von einer Fotografin geknipst. Wenn Männer Männer so fotografieren, dann sehen sie schnell homosexuell aus, Fotografinnen agieren hingegen ganz anders mit Männern.“
Wichtig war den Blattmacherinnen auch die Haptik. Denn man glaubt es kaum: Papier kann sexy sein. „In der Nullnummer war es das nicht, daher haben wir noch mal durchgetestet und jetzt eines gefunden, das besonders samtig-griffig ist“, erzählt Gatzky und streichelt zufrieden über das Heft. Nach dem Welt-Bestseller „Shades of Grey“ als Türöffner sind sich die beiden „Séparée“-Gründerinnen sicher, dass die Zeit gerade reif für ihren Titel ist. „Man sieht ja zum Beispiel auch in Berlin, dass es immer mehr schöne Boutiquen etwa für Sexspielzeuge gibt“, findet Gatzky. Zum Thema sinnliche Orte in Berlin ergänzt Gliwa: „Der Schwarze Reiter auf der Torstraße ist ein schöner Laden. Die Designs aus Latex und Leder sind hochwertig und eher Mode als Fetisch-Ware. Und das jährlich stattfindende Pornfilmfestival ist auch ein Highlight.“ Berlin steht ansonsten allerdings weniger im Fokus von „Séparée“. Schließlich wolle man seine Abonnentinnen in Miami Beach, in Österreich oder der Schweiz genauso glücklich machen wie die Hauptstädterinnen.
Ein „Séparée“-Abo ist übrigens auch ein prima Geschenktipp für den desperaten Mann. Und noch eine Info: Alle Männer, die sich für eine Bilderstrecke ausziehen möchten – gerne unter info@separee.com melden! PraktikantInnen werden ab Januar 2015 auch gesucht!
Auf der Website www.separee.com kann man sich schon mal einen ersten Eindruck verschaffen, komplette Text- und Bildstrecken gibt es aber nur im Heft. Ab 2015 ist auch ein e-paper geplant.