Für die meisten Menschen ist das Fahrrad ein schlichtes Fortbewegungsmittel. Für Timm Wille ist es mehr. Der 23-Jährige studiert Maschinenbau und ist bei Projekten wie „foodsharing“, „Open Source Ecology“ oder „Osjub“ aktiv, die darauf ausgerichtet sind, Menschen zum Denken und zur Nachhaltigkeit zu motivieren. „Das alles hätte ich nie gemacht, wenn es die Fahrradwerkstatt nicht geben würde“, sagt Wille über sich selbst. „Man probiert sich aus, erkennt durch eigenständiges Denken Probleme und bekommt heraus, wie etwas funktioniert.“
Eher Ort zum Lernen denn Werkstatt
Die Werkstatt liegt etwas abseits auf dem Schulgelände. Am besten findet sie, wer auf die vielen, zu einem Haufen getürmten Fahrräder zugeht. Was die meisten als Schrott bezeichnen würden, ist Arbeitsmaterial für die Liebhaber-Werkstatt. Auf der Werkbank steht ein türkisgrünes „Herkules 2000“, ein Oldtimer. An der Holzwand dahinter hängen unzählige Maulschlüssel, klein wie ein Finger oder groß wie eine Hand. Auf dem Boden, auf den Tischen und in dem Stahlregal in der Ecke stehen Dutzende Kisten, in denen Lampen, Gepäckträger, Bremsen oder Dynamos liegen.
Von den zwei Dutzend anderen Drahteseln sind viele Spenden und dienen als Ersatzteillager, andere kommen von Jugendlichen der Rudolf-Steiner-Schule und sollen repariert werden. Wille und seine Mitstreiter achten aber darauf, dass es nicht zu viele werden. „Wir sind keine Schülerfirma. Wir nutzen die Zeit nicht, um möglichst viel zu reparieren, sondern möglichst viel zu lernen.“ Manchmal machen sie auch Workshops mit Klassen – und checken gemeinsam mit den Jungen und Mädchen an zwei Tagen 25 Fahrräder durch.
„Es ist toll zu merken, dass man was geschafft hat“
„Es ist ein Dauererfolgserlebnis“, sagt Teo. Sie werkeln immer zu zweit an einem Fahrrad. Worauf sie dabei achten müssen, ist in einer Checkliste neben der Korkwand festgehalten: Antrieb, Licht, Laufräder, Lager. Sie lernen davon und voneinander. Sie flicken Reifen, reparieren Bremsen, Schaltung, und zentrieren die Räder, wenn eine „Acht“ drin ist.
Timm Wille will ein bundesweites Netzwerk an Schulen etablieren
Die Fahrradwerkstatt der Rudolf-Steiner-Schule Berlin e.V., Clayallee 108 in 14195 Berlin, ist auf Spenden angewiesen und braucht u.a. ein Schweißgerät. Auch alte Fahrräder, Ersatzteile, Spezialwerkzeug oder eine kleine Drehmaschine wären willkommen.
Internet: www.schuelerfahrradwerkstatt.de. E-Mail: fahrradwerkstatt@ymail.com. Telefon während der Öffnungszeiten (dienstags 17 bis 19 Uhr): 0176-53182613. Spendenkonto: Rudolf- Steiner-Schule Berlin e.V., Kontonr. 3090000, BLZ 100 205 00, Sozialbank Berlin. Verwendungszweck: Ausstattung Schülerfahrradwerkstatt.