Auch Ampelmänner gehen manchmal fremd – wenn ein Kampagnero wie Heinrich Strößenreuther sie verführt. Der hatte mit seiner Initiative für den Fahrrad-Volksentscheid am Dienstag ins Ampelmann-Restaurant am Hackeschen Markt geladen, um das Ergebnis der Unterschriftensammlung fürs avisierte Radverkehrsgesetz zu verkünden und die unterschiedlichen Folgekostenschätzungen – die Initiative rechnet mit 320 Millionen Euro binnen acht Jahren, der Senat mit mehr als 2,1 Milliarden – zu sezieren.
Aber zuerst war Markus Heckhausen, Chef des Ampelmann-Imperiums, dran. Drei radelnde Mitarbeiter seien in plötzlich geöffnete Autotüren gekracht, eine Kollegin ein halbes Jahr in der Reha gewesen, nachdem ein Abbieger sie erwischt habe. Und aus Ampelmannperspektive fügte er hinzu: „Auch Fußgängern kommt es zugute, wenn Radfahrer nicht mehr auf den Gehweg ausweichen müssen.“
Initiative seziert Kostenschätzung des Senat
Kosten entstehen vor allem beim geforderten Bau der Radwege an Hauptstraßen (136 Millionen Euro), der 100 Kilometer Radschnellwege (85 Millionen) und Abstellanlagen (60 Millionen). Die Einsparungen ergäben sich durch Mengeneffekte bei Ausschreibungen (40 Millionen), durch zusätzlich akquirierte Fördermittel dank mehr Personal in den Verwaltungen (24 Millionen), durch schnellere BVG-Busse (39 Millionen), die nicht mehr hinter Radfahrern herschleichen und sich um Falschparker schlängeln müssen, sowie durch höhere Bußgeldeinnahmen (24 Millionen), weil Falschparken konsequenter geahndet werde.
„Wir wären mit einer Drei-Sterne-Fahrradstadt zufrieden.“
Dann zerlegte ADFC-Vorstand Evan Vosberg die mehr als sechs Mal so hohe Kostenschätzung des Senats. Zunächst habe die Verwaltung die Größe des Hauptstraßennetzes verdoppelt – eine Frage der angelegten Kriterien. An zwei Dritteln der Hauptstraßen gebe es bereits Radverkehrsanlagen, von denen die Hälfte bereits dem im Gesetz geforderten Standard entspreche.