Clubs in Gefahr

Aus für den Farbfernseher – und auch das Chalet?

DJ-Mischpult im Fokus, lila Licht, Ränder verschwommen
In zwei Kreuzberger Clubs dreht sich wohl bald nichts mehr.
Diesmal trifft es Kreuzberg doppelt: In einem Club wird noch gefeiert, doch nur bis Mai. Der andere ist schon geschlossen und steht vor einer ungewissen Zukunft. Was ist da los?

Schon das letzte Jahr war verlustreich für die Berliner Club– und Kneipenszene – nun scheint es 2019 genauso weiterzugehen. Vor einigen Tagen gab der Farbfernseher bekannt, dass im Mai nach zehn Jahren Schluss ist. Der sympathische Laden in der Skalitzer Straße war früher tatsächlich ein Fernsehergeschäft – und anschließend ein Ort, an dem man auch mit kleinem Geldbeutel amtlich feiern konnte. Erst kostete das gar keinen Eintritt, heute sind es unter der Woche immer noch nur wenige Euro. Dass es in einem Farbfernseher ziemlich elektronisch zugeht, ist klar. Gerne läuft hier House mit discoiden Anklängen, doch die Betreiber sind offen für Verschiedenes.

Alle zwei Monate ist die Partyreihe Operate von Ben Mono und DJ TMSN mit Garage und Twostep zu Gast. TMSN beschreibt gegenüber QIEZ, was für ihn das Besondere am Farbfernseher ausmacht: „Es ist ein sehr kleiner Klub mit familiärer Atmosphäre, aber mehr als nur eine Bar mit Tanzfläche. Es kommen nicht nur Touristen, sondern man trifft auch mal jemand aus dem Kiez wieder.“ Die Operate-Partys wurden 2015 von Ben Mono gestartet; seit 2016 veranstaltet er sie zusammen mit TMSN. Der erzählt: „Obwohl die Party unter der Woche stattfindet, gibt es regelmäßig Einlassstopps.“ An anderen Tagen bei anderen Partys sei das oft ähnlich. Vielleicht ist es die ungezwungene Atmosphäre, die die Leute anzieht. Die Türsteher sind nicht überhart – Hauptgrund für eine Abweisung ist meistens realer Platzmangel.

 

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Ein Beitrag geteilt von Burak (@rawgrey) am Jul 22, 2018 um 3:19 PDT

Es geht ums Geld

Dass es im Mai mit dem Farbfernseher vorbei sein soll, liegt wohl hauptsächlich am Mietvertrag. Lutz Leichsenring von der Berliner Clubcommission sagte der Berliner Zeitung schon im Januar, dass der Vertrag in diesem Jahr auslaufe. Die Betreiber äußern sich in einem Facebook-Post so: „Die Mieten fliegen hoch, soviel können wir gar nicht feiern.“ Mal wieder scheint es also um das leidige Geld zu gehen.

Etwas diffuser stellt sich die Situation beim Chalet auf der Lohmühleninsel dar. Seit Mitte Januar ist der Klub geschlossen. Es soll einen neuen Gebäudeeigentümer und eine neue Hausverwaltung geben. Letztere habe den Mietvertrag mit den Klubbetreibern wegen eines Formfehlers zweieinhalb Jahre vor Ablauf gekündigt. Das berichtet die Groove, die inzwischen nur noch online präsente Zeitschrift für elektronische Musik. Es stehe noch nicht fest, ob die Betreiber gerichtlich gegen die Kündigung vorgehen werden. Hinter den Kulissen des Chalet soll es aber auch Streit um Schulden geben, schreibt das Magazin weiter. Eine Anfrage von QIEZ zur Situation des Klubs blieb bisher unbeantwortet. Auch im Osten Kreuzbergs sieht es nicht nach einem guten Ende aus.

Bulbul Berlin, Skalitzer Str. 114, 10999 Berlin

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