Stadtbad Neukölln – "Ein Müllhaufen wäre mir lieber", sagt Peter Hock lachend, als wir ein Graffiti betrachten. Es geht um Inspirationsquellen aus dem urbanen Raum. Der Maler richtet seinen Blick lieber auf das weniger Offensichtliche und Abseitige. Da ist es nur konsequent, dass wir auf unserem Neuköllner Kiezspaziergang auf "schöne Schmuddelecken" und "herrliche Baustellen" treffen.
„Ach nein.“ Kurze Pause. „Ausgerechnet heute liegt hier kein Müll.“ Kurz ist er enttäuscht. Peter Hock ist einer, der sich über Müll freut – ganz aufrichtig, ohne zu kokettieren. Wir stehen vor einer seiner Lieblingsecken in seinem Neuköllner Kiez. Zu beiden Seiten der Kirchhofstraße erstrecken sich heruntergekommene Friedhofswände, auf der linken Seite bilden sie an einer Stelle einen rechten Winkel. Diese Ecke ist im wahrsten Wortsinn eine Lieblingsecke des Malers: Hier fände man schließlich den „tollsten Müll“. Er schwärmt von Staubsauger-Ensemblen und Kisten voller Nagellack. Besonderer Sondermüll.
„Aus den Comics habe ich die Bösewichte abgezeichnet“
Eine halbe Stunde vorher haben wir den Maler vor seiner Haustür in der Innstraße abgeholt. Direkt sind wir per Du, exzentrisches Künstlergehabe bleibt heute aus. Peter Hock, 1968 in Heidelberg geboren, lebt seit 1987 in Berlin – davon 24 Jahre in Neukölln. Künstler sei er eigentlich schon immer gewesen, meint er. Als Junge zeichnete er die Bösewichte aus Comics ab – „die Muskelprotze haben mich nicht interessiert“ – , später studierte er Bildende Kunst in Mainz und Heidelberg. Dann kam Berlin. Und da blieb er.
Zuerst führt uns der Maler die Innstraße hinunter zum Elsensteg: Wir gehen die paar Stufen auf die schmale Brücke hinauf und stehen über dem Landwehrkanal. Nebenan lehnen sich biertrinkende Männer in Muskelshirts über das Geländer, Köter kläffen. „Dieser Steg“, erklärt Hock, sei der Anfang der Elsenstraße – und damit so etwas „wie ein kleines Rinnsal, das sich in einen reißenden Strom verwandelt.“ Die Elsenstraße wird später dreispurig, führt aus Neukölln direkt ins Dreiländereck zwischen Treptow, Kreuzberg und Friedrichshain.
Wir kehren um und laufen die Innstraße in Richtung Donaustraße hinunter. Zwischendurch geht’s noch kurz zum Stammspäti, Besitzer Hüseyin lässt schön grüßen. „Schau mal, wie toll das aussieht“ – sagt Hock, hält an und zeigt auf die eigensinnig verwachsenen Äste in einem Buchsbaum-Beet. Wir schauen auf ein Motiv für eines seiner aktuelleren Bilder. Es ist eine von jenen Arbeiten, auf denen das Dargestellte nicht gänzlich verborgen bleibt.
Fruchtbare Widersprüche
Extreme Detailversessenheit und eine enorme Plastizität zeichnen Hocks großflächige Reißkohlezeichnungen aus, die so realistisch wirken, dass sie viele für Fotos halten. „Das ist nicht unbedingt von Vorteil“, meint der Künstler. Aktuell (bis zum 24. August) stellt er in der Galerie im Saalbau aus – „Nacht-Räume“ heißt die Einzelausstellung. Das Morbide, Geheimnisvolle und Unergründliche taucht abgewandelt in jedem Bild wieder auf. Man erkennt zwar jedes Detail – was man da allerdings betrachtet, bleibt meistens unklar. „Es ist weder das Dargestellte eindeutig, noch die Art des Darstellens“, sagt der Künstler selbst. Bescheiden ergänzt er: „Das ist halt ganz wichtig.“
Der Wanzlikpfad, der die Donaustraße mit der Rixdorfer Kirchgasse verbindet, ist noch so ein Lieblingsort oder „Un-ort“, wie er die Gasse selber nennt, von Hock. Als er erzählt, dass er auf den wild wuchernden Weg („Früher wuchs es hier noch viel ausufernder.“) am liebsten nachts läuft, wundert man sich nicht.
Am Richardplatz passieren wir „tolle Baustellen“ – Hock liebt es, unter die Oberfläche zu schauen, er freut sich über jedes Loch im Boden. Als wir beim Italiener Trattoria Ponte Verde Halt machen wollen, hat der noch geschlossen. Hock, der nicht erst seit gestern im Kiez wohnt, führt uns schnell zur nächsten guten Adresse: An der Schierkerstraße, direkt am Körnerpark, liegt das Nini e Pettirosso. Bei Cappuccino und Salami-Pizza erzählt Hock von der Business-Seite des Künstlertums: von aufwendigen Bewerbungen für Stipendien, von offiziellen und inoffiziellen Netzwerken, von Nebenjobs und dem ständigen Druck der Fremdbewertungen – „von Leuten, die was davon verstehen, und Leuten, die weniger davon vestehen. Aber, das gehört halt dazu“. Beschweren wolle er sich nicht, sagt der Maler. Und trotzdem: Weg ist die romantische Vorstellung vom geheimnisvoll-weltentrückten Künstlertum.
Dass es nur einen Blick auf Hocks Bilder braucht, um sie wieder zu befeuern – das wäre dann wohl ein geheimnisvolles Paradoxon, das dem Maler gefallen dürfte.
Mehr Infos und viele seiner Reißkohle-Arbeiten findet ihr unter www.peter-hock.de.
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