Es könnte das letzte Weihnachtspaket im Gefängnis sein. Traditionell darf ein Gefangener drei Pakete pro Jahr empfangen: eines zum Geburtstag, eines zu einem frei wählbaren Termin – und das dritte natürlich zum Fest. Doch das Ende dieser Tradition ist nah. Denn Berlin schafft gerade ein neues Strafvollzugsgesetz, das 2016 in Kraft treten soll.
Zu feiern gibt es in Tegel wie auch den anderen Gefängnissen wenig. Zwar gibt es einen Weihnachtsbaum in jedem Haus, darunter gefeiert oder gegessen wird aber nicht. Langjährige Tegeler Justizangestellte sprechen von der „kritischsten Zeit des Jahres“. Denn während draußen den Menschen feierlich und rührselig zu Mute ist, sinkt drinnen die ohnehin schlechte Stimmung: Allein im Knast – ohne Frau, Kinder und Freunde.
Besuch von Gefangenen
Der Weihnachtsspeiseplan beginnt alltäglich. Heiligabend gibt es „Brühreis mit Hühnerfleisch“, Vegetarier bekommen Brühreis ohne Hühnerfleisch. Der offizielle Höhepunkt ist das Mittagessen am 1. Feiertag. Es gibt Gänsekeule mit Rotkohl, Bratensoße und Salzkartoffeln. Für die wenigen Vegetarier gibt es „gefüllte Aubergine“, ebenfalls mit Bratensoße und Salzkartoffeln. Abends wird die übliche „Kaltverpflegung“ gereicht – also Brot und Belag.
Anschließend ist eine „Begegnung“ mit Inhaftierten geplant. Schließlich habe der Papst das Heilige Jahr der Barmherzigkeit ausgerufen, sagte Förner. Zu den sieben „Werken der Barmherzigkeit“ gehöre der Besuch von Gefangenen seit biblischen Zeiten dazu.
Stimmung steigt an Silvester
Die Barmherzigkeit der Justizverwaltung lässt sich an einer Zahl genau messen. In diesem Jahr kamen 69 durch die sogenannte Weihnachtsamnestie frei. Früher war Berlin barmherziger, in manchen Jahren kamen mehrere hundert Gefangene frei. Da waren die Gefängnisse aber mit mehr als 5000 Männern überfüllt. Derzeit sind es weniger als 4000. Entlassen werden nur ganz leichte Fälle, die in den nächsten Wochen ohnehin freikommen würden. Für die harten Jungs gibt es keine Gnade.
Die Stimmung im Knast steigt erst Silvester. Das neue Jahr dürfte um Mitternacht traditionell mit kollektiven Tritten und Schlägen gegen die Zellentüren begrüßt werden, schließlich sind Böller verboten und die Gefangenen in der Nacht eingesperrt. Die Justiz schenkt den Gefangenen einen Pfannkuchen zum Neujahrsmittagessen.