Ein mysteriöses Videothekensterben grassiert in Berlin, könnte man man meinen. Die 451-Videothek in der Torstraße ist da nur das prominenteste Beispiel. Doch Madeleine und den Seemann tangiert diese Entwicklung nicht. Die Videothek deines Vertrauens liegt abgeschieden genug, um nicht allein auf Laufkundschaft angewiesen zu sein, hat sich mit ein paar abgefahrenen Gimmicks einen Ruf erarbeitet und – was am Wichtigsten ist – hat eine herrlich sortierte Filmauswahl.
Denn wie es bereits auf der Homepage angekündigt wird:
„- schlimm: Film gesucht , aber bereits verliehen
– schlimmer: Film gesucht, aber nicht im Angebot
– noch schlimmer: Filmname vergessen und daher nicht gefunden obwohl vorhanden. Beschreibung beim Personal führt zu Achselzucken und ungläubigem Kopfschütteln.
– am allerschlimmsten: Falschen Film für Kind ausgeliehen, Kind traumatisiert, Eltern in Beziehungskrise abgerutscht (vielleicht für immer…)“
Die hilfsbereiten Cineasten im Laden, zu denen auch die Besitzerin des Zwei-Räume-Filmverleihs gehört, können zwar nicht vor jedem Fehlgriff schützen, geben sich aber allergrößte Mühe, die bestmöglichen Empfehlungen auszusprechen. Von Alfred Hitchcock bis Woddy Allen reihen sich Collector-Editions in den Regalen, deutsche Regie-Koryphäen stehen neben amerikanischen Schauspiellegenden, es gibt eine Kinder- und Jugendfilmsparte und auch die Independent-Größen der neueren Jahre gehören zum Sortiment. Wem etwas fehlt, der darf es jederzeit auf den Wunschzettel schreiben.
Doch etwas ausgefallenere Wünsche für den freudigen Filmabend? Brownies und Sohleier kann man für ’nen schlanken Euro bzw. 1,20 Euro kaufen, eine Eismachine gibt es auch, eine Auswahl an Kinderklamotten und Schuhen findet man mitten im Raum und vor dem Laden steht eine Bücherkiste. „Madeleine und der Seemann“ ist damit ein echter kleiner Krämerladen.
Der Name stammt übrigens von einem Schwarz-Weiß-Film von 1961. Aber das kann euch die Ladenbesitzerin besser erklären …