Noch bevor wir das Restaurant Funky Fisch betreten, hat The Duc Ngo schon alle Trümpfe auf seiner Seite. Reihenweise Lobeshymnen haben wir gehört und gelesen und von außen sieht das Lokal mit den riesigen Glasfronten sehr einladend aus: ein interessantes Lichtkonzept, ein farbenfrohes Wandgemälde und eine imposante Fischtheke beeindrucken. Kaum haben wir die Tür geöffnet, müssen wir den ersten Punkt abziehen. Es ist ohrenbetäubend laut, dabei sind hier nur einige Gäste die sich unterhalten. Als der Laden wenig später wirklich voll ist, wird es unerträglich, denn unser Gegenüber ist kaum noch zu verstehen.
Industriedesign trifft auf Frischfisch
Während man die freigelegte Betonkassettendecke mit den labyrinthartigen Neonröhren bewundert, das holzbetonte Design von Tisch und Stühlen liebt und sich an der offenen Küche erfreut, stört die graue Wand, die den großen Eingangsraum von dem kleineren Nebenraum trennt. Im besagten Nebenraum ist die Atmosphäre eher trostlos, das können auch das erwähnte Gemälde und ungewollte Slapstick-Einlagen der Kellner nicht ändern: Eine Service-Kraft lässt einen köstlichen Fisch mit Beilagen in die Tasche eines Gastes fallen, eine andere Service-Kraft ist kaum in der Lage, das wieder sauber zu machen und einer dritten fällt der Umgang mit Besen und Kehrblech so schwer, dass wir beinahe eingreifen.
Hangeln wir uns über den Nachhilfe-bedürftigen Service, der leider auch beim Bestellen und Bringen von Speisen und Getränken an unserem Tisch Schwierigkeiten hat, zum Pluspunkt des Lokals: Der Fisch ist frisch und in allen Variationen lecker. Die Poke mit Lachs und Thunfisch ist feinsinnig und erfrischend (kleine Portion 8 Euro), das Carpaccio vom Oktopus ein hauchzartes Gedicht (13 Euro) und die Meeresköstlichkeiten auf dem Funky Fish Salat überzeugen auf der ganzen Geschmackslinie. Allerdings zeigt sich der restliche Salat grün und bishin zum Dressing konsequent einfallslos. Die Gambas à Portuguesa (29 Euro) lassen uns das bald wieder vergessen und sogar über die wenig krossen Patatas Fritas hinwegsehen.
Speisen mit Twist
Dass viele Speisen mediterran wirken, ist kein Zufall. Der erfolgreiche, vietnamesische Gastronom wollte keinen neuen Sushi-Tempel, sondern ein Fischrestaurant nach spanischem Vorbild. Küchenchef Daniel Sangareau kommt aus Portugal und hat schon in Barcelonas besten Fischrestaurants Erfahrungen gesammelt. Zu den klaren Fischgerichten werden verschiedene Biere (3,50 Euro), Tees (ab 3 Euro) und zumeist deutsche Weine (ab 4,50 Euro pro 0,1 l) gereicht. Als Date-Location würden wir Funky Fisch nicht empfehlen, aber wir hoffen, dass in Sachen Akustik und Service noch nachgebessert wird, dann sind wir in jedem Fall als Fisch-Fans wieder mal mit an Bord.