„Ich hab jemanden kennengelernt. Bei Happn. Kennste?“, fragte mich kürzlich mein Freund Tom. „Das ist so ähnlich wie Tinder, aber es werden dir die Leute angezeigt, denen du schon Mal begegnet bist.“ Hä? Wie begegnet? Tom installiert mir die App sofort. Und tatsächlich: So weit entfernt von Tinder ist das nicht. Wen man mag, den herzt man. Herzt er zurück, kann man chatten. Nur der Hintergrund ist blau. Und die Fotos werden nicht einzeln gewischt. Die sind einfach da, alle untereinander. Und da steht dann – neben Namen und Alter – zum Beispiel: „Zum ersten Mal“. Oder: „3 Mal begegnet“. Aha.
Eigentlich ist es ganz einfach: Man erstellt ein Profil via Facebook, und die App checkt, wer an dir vorbeilatscht. Hat derjenige auch Happn auf seinem Handy, taucht sein Foto bei dir auf. Mit entsprechender Google-Maps-Karte, damit du auch ganz genau weißt, wo der Vielleicht-Mann deines Lebens dir über den Weg gelaufen ist.
250 Meter von dir entfernt
Irgendwie auch ein bisschen gruselig. Vor allem wenn das „Treffen“ rund um mein Büro stattgefunden hat. Oder in meinem Kiez. Und dann da steht: „Franz, 34, 250 Meter von dir entfernt“. Er sitzt also vielleicht grade in meiner Stammpizzeria. Oder kauft in meinem Supermarkt ein. Spooky. Und das heißt auch: Vielleicht laufe ich ihm jetzt ständig über den Weg. Auch dann, wenn er ein Arsch ist. Oder ein Stalker. Praktisch für ihn, muss er zum Stalken nicht so weit fahren. Okay, Tinder zeigt auch an, wie viele Kilometer jemand entfernt ist. Aber da ist die Chance geringer, dass ich ihm „gerade begegnet bin“.
Die ersten Tage sind langweilig. Denn die Zahl der Männer ist logischerweise erstmal begrenzt. Und so richtig schreiblustig ist auch niemand. Aber: Die Dichte der attraktiven Typen ist überraschend hoch. Und auch die Tatsache, dass die Herren alle wie in einem Fotoalbum aufgelistet bleiben und ich mich nicht innerhalb eines Wischers entscheiden muss, finde ich ganz entspannt. Dafür ploppen die Dauer-Begegner immer wieder ganz oben auf. Das nervt ein bisschen.
Aktueller Stand nach drei Wochen: Ein bisschen blabla (gähn). Vier Dates. Zwei „nur“ in einer Bar (der eine langweilig, der andere ein potentieller Partyfreund). Ein Date mit spazieren gehen, Film gucken und ein bisschen fummeln. Er will mich wiedersehen, ich ihn eher nicht. Das vierte „Date“ lief, äh, etwa so: Ich: „Wo bist du?“ Er: „Zuhause, kann nicht schlafen. Und selbst?“ Ich: „Auf dem Weg heim, betrunken.“ Er: „Kann in 20 Min bei dir sein.“ Ich: „Ok.“
Hohe Hipsterdichte, Männer eher zurückhaltend
Insofern das vorläufige Testergebnis: Hohe Hipsterdichte, Männer tendenziell etwas zurückhaltender als bei Tinder. Den Spruch von meinem Kumpel Tom: „Auf Tinder trifft man sich, auf Happn wird man flachgelegt“, kann ich nicht bestätigen. Was eher krass ist: Den Sextypen habe ich zweimal wiedergesehen – zufällig. Und auch ein paar andere auch, die in meiner Happn-Liste rumschwirren.
Erst gestern saß ich vorm Falafelstand, sehe einen großen, dunklen Typen, der mich kurz darauf bei Happn herzt. Das wird jetzt ständig passieren. Denn merke: „Franz, 34, 250 Meter entfernt.“ Nur steht da jetzt nicht mehr „3 Mal begegnet“, sondern „34 Mal begegnet“. Uff. Schade, dass der nicht mein Typ ist. Ich muss unbedingt mal das Profil eines Mannes checken, mit dem ich grad im Bett liege. Was da dann wohl steht? „Mark, 28, 0 Meter entfernt“? Oder „Mark, 28, in dir drin“? Hihi.
Auf die Triebe!
Was soll ich als nächstes ausprobieren? Schreib an: redaktion@qiez.de
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