Planet Flow in der Gaswerksiedlung

Neu in Lichtenberg: Kaffeehaus und Coworking für Kreative

Sessel aus Holz mit braunem und grünem Polster, dazu Holztische auf Holzboden.
Der Boden ist auch eine modulare Bühne, so kann das Kaffeehaus "Flow" schnell zum passenden Raum für Veranstaltungen umgebaut werden.
In der Ecke ist richtig was los: Gegenüber vom Funkhaus hat sich in der Gaswerksiedlung ein neuer Hotspot für Künstler entwickelt. Bald soll sich der dazugehörige Coworking Space zur offenen Kreativagentur mausern und das neue, eigene Kaffeehaus ein Wohnzimmer für Künstler und Nachbarn werden.

An der Grenze zwischen Rummelsburg, Kalrshorst und Oberschöneweide prangen neuerdings gelbe Schilder auf rotem Backstein und verkünden: In die Gaswerksiedlung ist kreatives Leben eingezogen. Denn wer denkt, der 250 Meter lange rote Häuserblock gegenüber vom Funkhaus Berlin sei nur stinknormale Wohngegend, irrt gewaltig. Seit diesem Jahr arbeiten rund 350 Maler, Fotografen, Modemacher, Festival-Kollektive, Musiker und so weiter in den Häusern, die in den Zwanziger Jahren für die Arbeiter in der Gaskokerei Rummelsburg gebaut wurden. Die neuen Künstlerateliers waren im Handumdrehen ausgebucht. Um hier trotzdem noch einen Arbeitsplatz zu ergattern, muss man schon auf die Schreibtische im neuen Coworking Space von Planet Flow zurückgreifen.

Auf drei Etagen verteilen sich insgesamt die 50 Arbeitsplätze vom so genannten Planet Flow. An den Wänden hängt Kunst, die großen Tische in den Gemeinschaftsräumen sind selbst zusammengeschraubt, auf dem Hof oder im hauseigenen Kaffeehaus trifft man die Artists aus den Ateliers nebenan. Die Idee: Die Community, die hier die Schreibtische besetzen wird, soll bald eine offene Agentur bilden. Das ist jedenfalls der Gedanke von Henk, der uns durch die Räume führt, die er verwaltet – nicht auf die Kommerzschiene, sondern auf die Sympathische. Denn der Mann mit dem Fischerhut weiß aus eigener Erfahrung, was man in Berlin braucht, um seiner Kreativität freien Lauf lassen zu können. „Ich mache selbst Musik und brauche Leute, die mir bestimmte Arbeiten abnehmen können. Die Frage war also: Wie schaffe ich eine Umgebung, in der ich die kreativen Skills, die ich brauche, um mich herum habe?“ Wie in einer Agentur sollen sich im Planet Flow also Selbstständige aus dem Kunst- und Kulturbereich versammeln, einander kennenlernen und im Idealfall für einen schmalen Taler mit den Künstlern von nebenan zusammenarbeiten – Experten und Expertinnen für Booking, Eventplanung oder Webdesign zum Beispiel. Und wenns passt natürlich auch gemeinsam feiern, essen und abhängen.

Das Kaffeehaus ist der Strudel, in dem alles zusammenläuft

Hier kommt das Kaffeehaus Flow ins Spiel: Es schafft Raum für das Miteinander der Mieter im Coworking Space, der Künstler aus der Gaswerksiedlung und der Menschen aus den angrenzenden Kiezen. Am Tresen gibt es hausgemachten Kuchen, frische Säfte, Sandwiches, Drinks und zum Mittagessen täglich etwas Warmes. Auf den Sofas hängen bei unserem Besuch kurz nach der Eröffnung schon eine Menge sympathischer Leute rum – alleine, mit Freunden oder Kollegen. Und sogar mit ihren Kindern, weshalb für den Nachwuchs vielleicht bald eine eigene Spielecke entsteht. Das Herzstück ist eine runde Bühne, die „die Künstler wortwörtlich in die Mitte des Raumes holt“, erklärt Henk. Darauf können Konzerte oder Workshops stattfinden, DJ Sets und Partys. Auch monatliche Ausstellungen sind in dem Raum geplant – erst einmal mit der Kunst, die direkt in der Gaswerksiedlung entsteht.

So lernen sich also nicht nur alle kennen, die hier arbeiten, sondern hier bekommen nebenbei auch alle anderen einen Einblick in das, was hier vor sich geht – ob nun die Mutti aus Rummelsburg eigentlich mit ihrer Freundin einen Kaffee trinkt, jemand aus Oberschöneweide einen entspannten Ort zum Biertrinken sucht oder ein Mitarbeiter vom Heizkraftwerk gut Mittag essen möchte. Das gibts übrigens täglich aus einer anderen Länderküche: Bei unserem Besuch am Dienstag steht ein afrikanische Gericht aus Maniok-Blättern auf dem Plan und schmeckt fantastisch. Montags gibt es Suppe zum Lunch, am Mittwoch Asiatisch, dann Italienisch, Deutsch und Arabisch.

Backsteinhaus der Gaswerksiedlung Berlin mit gelbem Transparent über der Tür, auf dem "Flow" steht

Außen muckelig mit Backstein und Fensterläden aus Holz, drinnen Café, Bar, Bistro und Co-Working.

Das Essen ist nicht nur mit Liebe gemacht, es gibt auch immer eine vegetarische Alternative, das Angebot ist so weit es geht nachhaltig, es kommen keine Produkte von Großkonzernen in den Kühlschrank und „wir wollen Diversität anbieten“, so Henk. Heißt: Weil Kreative eben nicht die dicke Kohle in der Tasche haben, soll das Angebot nicht nur lecker, sondern auch preiswert sein. Aber man bekommt auch mal „geile Sachen“, für die man gerne ein paar Euro mehr bezahlt. Die Anreise vom Ostkreuz, die mit der Straßenbahn in rund zehn Minuten geschafft ist, lohnt sich für dich also – egal ob für die kreative Auszeit oder einen ganzen Arbeitstag.

Planet Flow, Blockdammweg 1, 10317 Berlin

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Kaffeehaus
Montag bis Samstag von 11:00 bis 18:00 Uhr
Lunch
Montag bis Samstag von 12:00 bis 17:00 Uhr

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