Im Prinzip sind sich ja alle einig: Das Internet-Café LaLoka, aufgebaut und selbst verwaltet von Geflüchteten, hat dem Kastanienboulevard gut getan. Jener Einkaufsstraße in Hellersdorf, auf der wenig glänzt und wo gerade nach vielen Jahren Leerstand die alte Kaufhalle abgerissen wurde, die durch ein Hochhaus ersetzt werden soll. Der größte Vermieter ist hier die Deutsche Wohnen, die vor einigen Jahren zahlreiche Wohn- und Geschäftshäuser übernahm. Während die Wohnungsgesellschaft anderswo – und besonders in Berlin – nicht den besten Ruf genießt, sieht das in Hellersdorf etwas anders aus. Sicher nicht ganz uneigennützig kümmert sich das Unternehmen hier aktiv darum, das Wohnumfeld zu verbessern, hat Flächen günstig an kulturelle und soziale Projekte vermietet.
In der Schneeberger Straße 17, mit Zugang von der Kastanienallee, konnte sich seit drei Jahren das LaLoka etablieren. Daran waren drei Vereine beteiligt: Mit der Hilfe von Hellersdorf hilft richtete Refugees Emancipation dort ein Internet-Café ein. Geflüchtete aus der nahen Unterkunft in der Carola-Neher-Straße, aber auch aus dem Umland, konnten seither im LaLoka online gehen und hatten einen eigenen Raum. Dieser stand aber immer schon für die Nachbarschaft offen, erzählt Chu Eben, Sprecher von Refugees Emancipation. Nach anfänglicher Zurückhaltung hätten Eltern mit ihren Kindern das Café gerne genutzt, zum Surfen oder um eine Kleinigkeit zu essen. Geplant oder schon eingeführt waren auch andere Events, etwa gemeinsames Cricketschauen oder Informationsabende über die Herkunftsländer der Flüchtlinge.
Gerissener Gesprächsfaden
Dritter Verein im Bunde war KuDePo, das Hellersdorfer Zentrum für Kultur, Demokratie und Politik. Es fungierte als Mieter, wollte diese Rolle aber zum Jahresende 2018 an den bisherigen Untermieter Refugees Emancipation abgeben. Chu Eben berichtet, dass man sich im Sommer mit Vertretern der Deutsche Wohnen und des Bezirksamts vor Ort zusammengesetzt habe. Die Stimmung sei positiv gegenüber einer Übernahme des Mietvertrags gewesen. Man habe sich darauf verständigt, dass Refugees Emancipation noch ein Konzept einreichen solle, was geschehen sei.
Ab diesem Punkt gehen die Darstellungen der Beteiligten auseinander. Was kein Wunder ist, denn das LaLoka musste Ende 2018 schließen. Fest steht: Die Deutsche Wohnen möchte die Räumlichkeiten in der Schneeberger Straße 17 nun anderweitig vermieten. Anstatt eines sozialen Trägers solle dort Einzelhandel einziehen, wie Pressesprecher Marko Rosteck gegenüber QIEZ bestätigte. Man könne sich etwa eine Drogerie oder einen Supermarkt vorstellen. Dem Unternehmen gehe es um eine gute Mischung in der Gegend. Rosteck betonte auch die Gesprächsbereitschaft der Wohnungsgesellschaft. Man schätze die Arbeit des Flüchtlingsprojekts und wolle mit dem Bezirksamt nach einer Lösung suchen. Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle (Die Linke) hatte sich im Dezember in einer Pressemitteilung an die Seite von Refugees Emancipation gestellt.
Die Gespräche mit dem Bezirksamt haben inzwischen stattgefunden. In einem gemeinsamen Statement stimmen die Deutsche Wohnen und Bezirksstadträtin Juliane Witt überein, dass am Standort Schneeberger Straße 17 mittelfristig „ein Angebot der Nahversorgung“ sinnvoll sei – das hätten sich auch Anwohner*innen gewünscht. Bis die Wohnungsgesellschaft entsprechende Einzelhändler gefunden hat und diese einzugsbereit sind, kann es allerdings noch etwas dauern. Deshalb darf das LaLoka nun vorerst bis Ende 2019 weitermachen – vorausgesetzt, die direkten Gespräche zwischen Vermieter und potenziellem Mieter verlaufen ebenfalls harmonisch. Bis August soll außerdem im Quartier ein dauerhafter neuer Standort für das Internet-Café gefunden werden – hierfür sagt die Deutsche Wohnen Unterstützung zu.