„Seit September wurden 28 Notunterkünfte in Berlin geschaffen. Das ist in so kurzer Zeit eine wirklich große Leistung der Träger, der vielen freiwilligen Helfer sowie auch der zuständigen Verwaltungsstellen“, erklärt Sozial- und Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) am Montag bei der Bereitstellung des Hangar 3 für neu ankommende Flüchtlinge auf dem ehemaligen Gelände des Flughafens Tempelhof.
Platz für 1500 Flüchtlinge
830 zusätzliche Schlafplätze für männliche Flüchtlinge stehen nun zur Verfügung. Bisher waren es 660 im Hangar 1, in dem Familien mit Kindern untergebracht sind. Das macht eine Gesamtkapazität von circa 1500 Plätzen. Doch schon bis Ende der Woche soll auch Hangar 4 mit genutzt werden. Dieser soll ebenso wie die anderen Flughafenhallen über ein Messebausystem erschlossen werden. Die Anzahl an Flüchtlingen sieht Czaja als verantwortbar und angemessen für den Standort und das Konzept.
Bedeutet das nun das Aus für Veranstaltungen auf dem historischen Areal? „Wir haben bisher keine einzige Veranstaltung abgesagt. Events wurden lediglich verlegt. In diesem Jahr werden noch vier Großveranstaltungen stattfinden und auch im nächsten Jahr wird es weiterhin welche geben“, entkräftet Holger Lippmann von der Tempelhof Projekt GmbH schon vorab mögliche Bedenken. Für Senator Czaja steht die Nutzung des Tempelhofer Flughafens außer Frage: „In so einer Situation müssen alle landeseigenen Objekte als Flüchtlingsunterkünfte geprüft werden. Natürlich ist ein Flughafenhangar keine übliche Unterbringungsform und bedarf daher besonderen Vorbereitungen.“
Zum Duschen ins Columbiabad
Grund dafür sei das notwendige medizinische Screening, das jeder Flüchtling durchlaufen müsse, bevor er seinen Platz im Hangar zugewiesen bekommt. „Die Screenings werden immer von einem Arzt angeleitet und von mehreren Sanitätern durchgeführt. Eigentlich haben wir genug Personal dafür, aber wenn 400 bis 500 Flüchtlinge mit nur einer Viertelstunde Vorankündigung hier angeliefert werden wie es zum Beispiel heute der Fall ist, müssen wir ganz schön rotieren“, erzählt Elias, der trotz der stressigen Bedingungen freundlich und gelassen wirkt.
Und Brandenburg?
Überhaupt redet der Sozialdienstleister sehr positiv. So betont er, dass das Zusammenspiel der unterschiedlichen Kräfte in Tempelhof wirklich super funktioniere. „Wir erfüllen hier alle Brandschutzstimmungen. Das ist nach so einer kurzen Zeit schon eine Leistung!“ Für die Sicherheit auf dem Gelände sorgen außerdem 35 Security-Beamte. Hinzu kommen Sozialarbeiter und –betreuer sowie Sozial- und Integrationsassistenten, die alle dafür sorgen sollen, dass die Asylbewerber einen guten Einstieg in Berlins Sozialsystem bekommen. Und natürlich sei auch eine emotionale Betreuung vonnöten, so Elias.
Das Ganze hat seinen Preis. Zwischen 20 und 30 Euro pro Platz wird das Land vorausichtlich täglich zahlen müssen. Kritiker bemängeln, dass Berlin die Lage auf lange Sicht nicht allein stemmen kann. Auch Mario Czaja denkt, dass die Hauptstadtressourcen irgendwann aufgebraucht sein werden: „Ich glaube, dass wir noch zu solchen Lösungen zwischen Berlin und Brandenburg kommen müssen, wie es sie jetzt schon zwischen München und Bayern gibt. Dort nimmt auch das Umland von München vermehrt Flüchtlinge auf. Da verhält es sich nur einfacher, weil es ein Bundesland ist und nicht zwei verschiedene.“ Dennoch sieht der Sozialsenator in Zukunft auch Brandenburg in der Verantwortung.