Wer heute über Berlin publiziert, muss sich Gedanken machen – es gibt kaum ein Berlin-Buch, das noch nicht geschrieben wurde. Florian Reischauer hat es geschafft, mit einer einfachen Herangehensweise seinen individuellen Weg zu finden. Der aus einem Dorf in Oberösterreich stammende Fotograf zieht seit 2010 mit der Kamera durch die unterschiedlichen Kieze Berlins. Auf der Straße spricht er Menschen an und fragt, ob er ein Foto von ihnen machen darf. Das, was er in den anschließenden kurzen Gesprächen über die Porträtierten erfährt, gibt er in Kurzform, häufig garniert mit einem Zitat, an die Leser weiter.
Das zweite individuelle Merkmal seiner Fotos ist die Aufnahmetechnik: Reischauer nutzt eine alte Analogkamera. Die im Buch enthaltenen Bilder haben daher meist einen nostalgischen Touch, stellenweise kommt es zu Fehlbelichtungen – Imperfektion wird zur Methode. Die kurzen Texte in „Pieces of Berlin“ sind notwendigerweise ebenfalls unvollkommen: Natürlich ist ein Mensch nicht in derart wenigen Sätzen zu porträtieren. Das häufige Voranstellen eines Artikels vor die Namen – „der Anthony“, „der Simon“ etc. – erinnert zudem ein wenig zu stark an die „Sendung mit der Maus“. Doch was Reischauer mit seinen schönen Fotos und den Beschreibungen zweifellos schafft, ist, die Berliner in ihrer ganzen Vielfalt darzustellen – und das auf eine neue, alte Weise.
Die Bestellnummer für Florian Reischauers limitierten Fotoband „Pieces of Berlin 2009-2013“ lautet ISBN 978-3-00-044227-8. Zur Reischauers Blog, auf dem auch das Buch bestellt werden kann, geht es hier.