Bildband porträtiert Berlin(er)

Entwaffnend einfach

Uwe; 57; microsoft-systemadministrator; der gebürtige nrwler ist in den 70ern nach berlin gekommen, einerseits wegen arbeit andererseits wegen der hausbesetzerszene. “in kreuzberg und schöneberg hat das leben pulsiert. heute ist der westen runtergekommen, man braucht ja nur die augen aufmachen.” eine alternative zu berlin gibts in deutschland für ihn aber nicht. “berlin ist schon geil!” sagt uwe, auch wenn ihm das blöde blabla der politiker hier auf die nerven geht.
Uwe; 57; microsoft-systemadministrator; der gebürtige nrwler ist in den 70ern nach berlin gekommen, einerseits wegen arbeit andererseits wegen der hausbesetzerszene. “in kreuzberg und schöneberg hat das leben pulsiert. heute ist der westen runtergekommen, man braucht ja nur die augen aufmachen.” eine alternative zu berlin gibts in deutschland für ihn aber nicht. “berlin ist schon geil!” sagt uwe, auch wenn ihm das blöde blabla der politiker hier auf die nerven geht.
Florian Reischauers Bildband "Pieces of Berlin" setzt auf Reduktion: In wenigen Sätzen und mit analog aufgenommenen Fotos werden darin Berliner jeglicher Couleur aus allen Bezirken porträtiert. Sein liebevoll aufgemachtes Buch setzt fort, was der gebürtige Österreicher 2010 mit dem gleichnamigen Blog begonnen hat.

Wer heute über Berlin publiziert, muss sich Gedanken machen – es gibt kaum ein Berlin-Buch, das noch nicht geschrieben wurde. Florian Reischauer hat es geschafft, mit einer einfachen Herangehensweise seinen individuellen Weg zu finden. Der aus einem Dorf in Oberösterreich stammende Fotograf zieht seit 2010 mit der Kamera durch die unterschiedlichen Kieze Berlins. Auf der Straße spricht er Menschen an und fragt, ob er ein Foto von ihnen machen darf. Das, was er in den anschließenden kurzen Gesprächen über die Porträtierten erfährt, gibt er in Kurzform, häufig garniert mit einem Zitat, an die Leser weiter.

Bisher veröffentlichte Reischauer die Porträts auf seinem Blog „Pieces of Berlin“ und auch QIEZ-Leser kamen bereits in den Genuss. Nun hat er wie angekündigt ein Buch daraus gemacht – in handsignierter 1000er-Auflage im Eigenverlag. Ein schön gestaltetes Pappcover hebt den Band aus der Masse der Veröffentlichungen über die Hauptstadt heraus. Die kurzen Texte sind praktischerweise in Deutsch und Englisch gehalten. Was bei der Auswahl der Motive auffällt: Es sind völlig unterschiedliche Menschen vertreten. „Ich fotografiere alle, ganz egal wen“, sagt Reischauer. „Ich achte eigentlich nur auf ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis. Jeder wird kurz aus der Anonymität gegriffen.“

Das zweite individuelle Merkmal seiner Fotos ist die Aufnahmetechnik: Reischauer nutzt eine alte Analogkamera. Die im Buch enthaltenen Bilder haben daher meist einen nostalgischen Touch, stellenweise kommt es zu Fehlbelichtungen – Imperfektion wird zur Methode. Die kurzen Texte in „Pieces of Berlin“ sind notwendigerweise ebenfalls unvollkommen: Natürlich ist ein Mensch nicht in derart wenigen Sätzen zu porträtieren. Das häufige Voranstellen eines Artikels vor die Namen – „der Anthony“, „der Simon“ etc. – erinnert zudem ein wenig zu stark an die „Sendung mit der Maus“. Doch was Reischauer mit seinen schönen Fotos und den Beschreibungen zweifellos schafft, ist, die Berliner in ihrer ganzen Vielfalt darzustellen – und das auf eine neue, alte Weise.

Die Bestellnummer für Florian Reischauers limitierten Fotoband „Pieces of Berlin 2009-2013“ lautet ISBN 978-3-00-044227-8. Zur Reischauers Blog, auf dem auch das Buch bestellt werden kann, geht es hier.

Entwaffnend einfach, Richardplatz, 12055 Berlin

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