QIEZ: Zunächst mal: Was ist dein Kiez? Wie lange lebst du schon dort?
Carsten Sander: „Ich bin seit fünf Jahren in Kreuzberg, genauer im Kiez SO 36, zu Hause.“
Wie lebst du im Kiez?
C.S.: „Ich lebe in einem Loft: hohe Decken, weiß getünchte Backsteinwände, riesige Industrie-Fenster. Da ich dort nicht nur wohne, sondern auch arbeite, hat mein Loft an vielen Stellen einen Studio-Charakter.“
Was macht dein Viertel aus?
C.S.: „Mein Kiez ist kosmopolitisch, grün und es gibt viel Wasser. Man hat ein ganz besonderes ‚Knistern‘, die Luft vibriert irgendwie, es herrscht eine ganz besonderes Energie.“
Was magst du an deinem Wohnort besonders gern? Was vielleicht auch gar nicht?
C.S.: „Besonders gut gefällt mir die Mischung der Leute: aus allen Schichten und Herkünften sieht man die interessantesten Gesichter. Das spricht mich als Fotografen natürlich sehr an. Ich habe schon Leute dort auf der Straße angesprochen und sie abgelichtet. Das war tatsächlich die Geburtsstunde für mein aktuelles Projekt. Ich habe in Berlin angefangen, faszinierende Gesichter zu porträtieren – daraus ist dann das Porträt von ganz Deutschland geworden. (Anm. der Red.: „Deutschland, Deine Gesichter“)
Nicht so toll finde ich die Intoleranz der alten Berliner linken Szene gegenüber den Zugezogenen. Überhaupt stört es mich, dass die unterschiedlichen Gruppierungen dort nicht immer so friedlich miteinander sind, wie sie es sein könnten.
Wo sollte man im Kiez deiner Meinung nach unbedingt gewesen sein?
C.S.: „Im Sommer ist ein Spaziergang am ‚Admiralufer‘ toll: am Wasser sitzen Leute von überall her, jeder ist relaxed. Im ganzen Graefekiez gibt es schöne, gemütliche Restaurants und Cafés, ständig kommen neue hinzu. Ein Klassiker ist natürlich das Casolare, dort gibt es mit die beste Pizza von Berlin. In der Dieffenbachstrasse kann man super in der Sonne sitzen und frühstücken, das Ron Telesky Canadian Pizza ist toll. Und um abends einen gepflegten Cocktail zu trinken, gehe ich gern ins Marqués. Ich kann hier alles zu Fuß machen, das mag ich.“
Wie siehst du die Zukunft deines Kiezes?
C.S.: „Durch die außerordentliche Lage – zentral und trotzdem grün – ist das Viertel extrem gefragt. Daher werden die Mieten immer teurer.“
mehr Infos zu Carsten Sander und seiner Arbeit gibt es hier. Ausstellung „HEIMAT Deutschland – Deine Gesichter“, Vernissage am 18. September ab 18 Uhr, Ausstellung von 19. bis 22. September, im Kraftwerk Mitte, Köpenicker Straße 70, 10179 Berlin-Mitte, Eintritt: Tagesticket 13 Euro, ermäßigt 9 Euro, inkl. Katalog weitere Infos auf www.berliner-liste.org
Lesen Sie nächste Woche in unserer Reihe „Berliner Persönlichkeiten zeigen ihren Kiez“: Jay Khan
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