Ob Hooligans oder Hinterhöfe – Harald Hauswald hat das Leben in der DDR fotografiert, wie es die Menschen erlebten: direkt, ungefiltert, manchmal als teilnehmender Beobachter. 1977 kam er nach einer Lehre als Fotograf nach Ost-Berlin und arbeitete dort nicht nur in seinem erlernten Beruf, sondern auch als Telegrammbote, Heizer oder Restaurator. Mit seiner Kamera war er kritischer Chronist des Alltags. Schon vor dem Mauerfall veröffentlichten westliche Medien seine Bilder, die in Schwarz-Weiß gehalten waren und auch Einsamkeit, Melancholie und Verfall im sozialistischen Deutschland zeigten. Kein Wunder, dass auch das Ministerium für Staatssicherheit ein Auge auf Hauswald geworfen hatte.
Nach der Wende arbeitete Hauswald freischaffend. Fotoreportagen von ihm erschienen unter anderem im Zeit Magazin und im Stern. In einer Reihe von Büchern blieb er seinem Thema treu, veröffentlichte Aufnahmen aus der Vor- und Nachwendezeit. Im Abstand von zehn Jahren, 1998 und 2008, entstanden auch zwei Bände zum Thema Hooligans und Fußballfans in Ost-Berlin. Außerdem ist Hauswald Mitbegründer der bekannten Fotoagentur Ostkreuz. Seine eigenen Bilder sind häufig einerseits persönliche Einblicke in das Leben der Menschen, andererseits verlässt der Fotograf seine kühle Beobachterposition nicht komplett. Es gelingt ihm, Teil einer festzuhaltenden Situation zu werden, sich auch selbst zu verwandeln, ohne sich mit allem und allen gemein zu machen.
Anlässlich von Hauswalds 60. Geburtstag – der Künstler kam im Mai 1954 in Radebeul zur Welt – zeigt die Fotogalerie Friedrichshain nun dessen Bilder, „Querbeet – zum Sechzigsten“. Die Laudatio auf der Vernissage am 8. Mai hält Marianne Birthler, die ehemalige Bundesbeauftragte für die Stasi-Akten und frühere DDR-Oppositionelle. Musikalisch wird der Abend dank der Band „Sogenannte Anarchistische Musikwirtschaft“. Wer mehr über Harald Hauswald erfahren will, sollte sich auch schon mal die Finissage am 20. Juni vormerken. Dann wird in der Fotogalerie der Film „Radfahrer“ von Marc Thümmler gezeigt, der die Überwachung des Fotografen durch die Stasi dokumentiert.
Die Ausstellung “Querbeet – Zum Sechzigsten“ ist vom 9. Mai bis 20. Juni in der Fotogalerie Friedrichshain zu sehen. Die Vernissage am 8. Mai sowie die Finissage am 20. Juni beginnen jeweils um 19 Uhr.
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