„Bei uns muss sich niemand schief anschauen lassen, wenn er mit der Großmutter Essen geht“, verspricht Tom Eisele, der Küchenchef des Fräulein Fiona. Seit September 2011 betreibt er gemeinsam mit der für Service und Weinauswahl zuständigen Fiona Reymann das kleine Restaurant im Herzen Charlottenburgs.
Die Wahl ihres neuen Standortes trafen die beiden seit langem in der Gastronomie tätigen Experten nicht zufällig. „Vor wenigen Jahren noch waren Mitte und Prenzlauer Berg unsere Berliner Traumbezirke – doch das Publikum in diesen angesagten Stadtteilen hat uns leider nicht überzeugt“, schildert Eisele seine Eindrücke gegenüber QIEZ.de. „Die Kinderstube zahlreicher Touristen und junger Zugezogener lässt zu wünschen übrig.“
Gutes Essen hat seinen Preis
Darüber hinaus gäben die Hipster zwar gerne und viel Geld für Klamotten oder Partys aus, doch ein gutes Essen sei ihnen oft höchstens ein paar Euro wert, so der Koch. Im Westen Berlins machten sich Eisele und Reymann daher für ihr gemeinsames Restaurantprojekt auf die Suche nach einem alternativen Publikum – und wurden nicht enttäuscht. „In diesem Kiez weiß man Qualität und Service noch zu schätzen und kann mit Messer und Gabel umgehen“, schwärmt Eisele.
Trotzdem trifft man im Fräulein Fiona keinesfalls nur auf älteres oder gediegenes Publikum. Ganz im Gegenteil. „Vom Enkel bis zum Großvater fühlen sich bei uns alle Generationen wohl.“, so der Küchenchef. Schließlich sei auch die Namenspatronin Fiona Reymann erst etwas mehr als 30 Jahre alt.
Neben der familiären Atmosphäre – lediglich 35 Personen haben an den breiten Holztischen Platz – sind es vor allem die überwiegend aus regionalen Produkten gezauberten Gerichte, die ein Publikum aller Altersklassen überzeugen. „Ich beziehen alle Zutaten aus der unmittelbaren Umgebung, von einem befreundeten Jäger oder aus Berliner Geschäften“, berichtet Eisele. „Wenn es keinen frischen Spargel mehr gibt, dann findet sich auch keiner mehr auf unserer Karte.“ Außerhalb des deutschsprachigen Raums beheimatete Zutaten wie Scampi, Muscheln oder Chorizo, stünden ebenfalls nur äußerst selten auf der Karte.
Tägliche Frische
Darüber hinaus legt der Küchenchef besonderen Wert auf die Frische seiner Speisen. „Bei uns wird jeder Teller frisch zubereitet und niemand muss länger als 15 Minuten auf den nächsten Gang warten“, so Eisele, der hinter dem Herd lediglich mit einer zusätzlichen Küchenkraft arbeitet. „Ich kriege die Krise, wenn ich die Gäste in einem Restaurant verzweifelt in der Karte blättern sehe – unter diesen Bedingungen kann unmöglich eine durchgängig hohe Qualität der Speisen gewährleistet werden.“
Durch die Beschränkung auf täglich etwa drei bis vier Vorspeisen, zwei Zwischengerichte und eine Suppe, vier Hauptgänge und zwei Desserts erhält sich der Koch nach 27 Jahren im Gastrogeschäft außerdem das erste Mal das Recht auf ein wenig Freizeit. „Ich will in meinem Beruf alt werden und nicht schon jetzt die Freude am Kochen verlieren“, erklärt der ehemalige Sternekoch.
Lieblingsladen mit Baukastensystem
Wie gut, dass das noch nicht passiert ist! Die Sorgfalt und Liebe, die in jedem seiner Gerichte steckt, kann der Gast Löffel für Löffel schmecken. Aus den angebotenen Speisen stellt dieser sich ein individuelles Menü zusammen, dessen Preis für drei oder vier Gänge noch unter vierzig Euro liegt.
Egal, ob man sich dabei für zwei Hauptgerichte, etwa Rotbarbenfilet mit Blutwurstrisotto und Rosa Lammkarree auf Ratatouille, in Kombination mit einem Nachtisch, zum Beispiel gratinierte Aprikosen mit Vanilleeis, entscheidet oder die kleineren Gerichte – Käsespätzle, Kalbstafelspitz mit Pfifferlingen oder Maultaschensuppe – kombiniert, den Wünschen sind keine Grenzen gesetzt.
Ein Angebot, das sich über die Grenzen des Kiezes hinaus herumgesprochen hat. Wer einen Platz im Fräulein Fiona ergattern möchte, muss reservieren! Ein kleiner Tipp: Am Donnerstagabend sind wegen des Deutschlandspiels auch noch kurzfristig Plätze zu haben. Nicht nur für Fußballmuffel!