Eine Waschbärfamilie wohnt auf dem Gelände, erzählt der Mann vom Kino, und ein Greifvogel habe sich auch schon einmal auf den Sitzbänken niedergelassen. Wer sich auf die Freilichtbühne Rehberge einlässt, glaubt, im Zauberwald angekommen zu sein. Schon seit 1935 schmiegt sich die Bühne sanft in die Sanddünen im nördlichen Teil des Volksparks. Damit kann sie es an Charme fast mit der Waldbühne aufnehmen. Doch an diesem Standort einen Veranstaltungsort zu betreiben hat sich in der Vergangenheit als schwierig erwiesen.
1946 wurde den Berlinern noch „Was ihr wollt“ von William Shakespeare geboten. Und 1980 führte eine Theatergruppe einen Monat lang „Die lustigen Weiber von Windsor“ auf. Nina Hagen trat in den Achtzigerjahren ebenfalls auf dieser Bühne auf. Deren baulicher Zustand ließ indes immer weiter zu wünschen übrig. Dem Bezirk Wedding fehlte einfach das Geld für notwendige Reparaturen. Die Bühne wurde daher nur noch selten für Veranstaltungen genutzt. Erneute Versuche des Bezirkes in dieser Richtung scheiterten kläglich. Das Bezirksamt verkaufte die Bühne schließlich 2007 entnervt für einen Euro.
Digitales Kinovergnügen
Im gleichen Jahr begann auch der Betrieb des Kinos unter der Leitung von Piffl Medien, die auch schon Freiluftkinos in Kreuzberg und Friedrichshain bespielen. Der Filmverleih bewirbt „das schönste Kino“ im Berliner Norden wie folgt: „1.500 Plätze unterm Sternenhimmel laden zum entspannten Filmvergnügen ein. In lauen Sommernächten bieten wir eine abwechslungsreiche Mischung aus Hollywood und Independent Kino.“ Meist handelt es sich um aktuelle Arthouse-Filme, die in den großen Multiplexen schon nicht mehr laufen. Nicht ohne Stolz zeigt mir Louis Schneider von Piffl Medien den neuen Vorführraum, der seit diesem Jahr mit digitaler Vorführtechnik vollgestopft ist – heller ist jetzt die Projektion und zudem gestochen scharf. Piffl Medien glaubt an diesen verwunschenen, noch viel zu wenig bekannten Standort, denn in jeder Saison kommen ein paar Besucher mehr als im Vorjahr.
„Zerstört“ und zugemüllt wird die Freilichtbühne allenfalls noch bei der Aufführung der „Rocky Horror Picture Show“ im Spätsommer. Und gleich gegenüber gibt es mit der „SchAtulle“ auch wieder Gastronomie am Standort des früheren Parkrestaurants „Gulliver“. Die Rehberge sind endgültig wieder ein Anlaufpunkt für Veranstaltungen geworden – ob mit oder ohne Theateraufführungen, auf jeden Fall aber durch das Kino. Nur eine Frage stelle ich mir, als ich nach dem Film durch den Zauberwald nach Hause gehe: wo ist eigentlich Bambi?
Dieser Artikel wurde uns zur Verfügung gestellt von www.weddingweiser.de