Zwangsräumung

Friedel54 wird zwangsgeräumt

Schon den ganzen Donnerstagmorgen protestieren Unterstützer gegen die Räumung der Friedel54.
Schon den ganzen Donnerstagmorgen protestieren Unterstützer gegen die Räumung der Friedel54.
In Berlin kommt es immer wieder zu Ausschreitungen zwischen Hausbesetzern und der Polizei. Diesen Donnerstag drohte das Pulverfass erneut zu explodieren – die Räumung des linksautonomen sozialen Kiezladens in der Friedelstraße 54 steht an.

Ob M99, das berüchtigte Gefahrengebiet Rigaer Straße oder die Friedel54 in Berlin herrscht eine stetige Spannung zwischen linksautonomen Hausbesetzern, samt Unterstützern und den Hauseigentümern und der Polizei. Immer wieder sollen besetzte Häuser, Wohnprojekte oder Läden geräumt werden, doch dagegen wehren sich die Einwohner und protestieren gegen Gentrifizierung, steigende Mietpreise und Verdrängung.

Auch das linksautonome Zentrum Friedel54, ein Kiezladen, Veranstaltungsort und beliebter Treffpunkt in der alternativen Szene, sollte bereits bis zum 1. April geräumt werden. Da dies nicht auf freiwilliger Basis geschah, rückte am Donnerstagmorgen, auf Fordern der Eigentümer (einer luxemburgischen Briefkastenfirma) der Gerichtsvollzieher, inklusive Großaufgebot der Polizei, im Neuköllner Norden an. Bereits in den Tagen zuvor fanden diverse Kundgebungen und Proteste gegen die Räumung statt. In sozialen Medien wurde regelmäßig von der linken Szene über die aktuelle Situation informiert. Dabei wurden die Leser aufgerufen zur anstehenden Räumung zu kommen und die Straßen, und natürlich das Gebäude selbst, zu blockieren, damit der Gerichtsvollzieher aufgehalten wird.

 

Ein von @einspecht geteilter Beitrag am

 

Als wir am Donnerstagmorgen in der Friedelstraße in Neukölln ankamen, war die Stimmung bereits angespannt. Schon von Weitem sah man in allen Straßen und Ecken Polizeibusse und Einsatzkräfte und umso näher wir der Friedel54 kamen, umso mehr Demonstranten häuften sich vor uns an. Hier und da ein Knall, Tröten und laute Sprechchöre à la „die Häuser denen, die sie brauchen“ kamen uns entgegen und hielten kontinuierlich an. Wie immer bei solchen Veranstaltungen lag ein Hauch Revolution in der Luft.

Vor der Friedel54 selbst versammelten sich immer mehr Menschen. Das Aggressionspotenzial stieg gefühlt von Minute zu Minute und auch die ersten Protestierenden, die sich schützend vor und in dem Gebäude niedergelassen haben, wurden bereits widerwillig von der Polizei abgeführt.

Insgesamt waren bei dem Einsatz rund 500 Polizisten vor Ort. Darunter wohl auch einige, die in den Tagen zuvor noch mit dem neuerlangten Ruf als Partypolizisten von einem Einsatz in Hamburg, nach Berlin zurückgekehrt sind. Die Auflösung der Blockade und das Eindringen in das Gebäude dauerte mehrere Stunden und der Einsatz wurde somit erst am Nachmittag beendet. Wie immer kam es bei der Aktion natürlich auch zu Handgreiflichkeiten zwischen Polizei und Blockierenden, die teilweise nicht gerade feinfühlig abgeführt wurden. Glücklicherweise endete der Tag, im Vergleich zu ähnlichen Situationen, trotzdem nur mit Leichtverletzten und ohne komplette Eskalation.

Friedel54 wird zwangsgeräumt, Friedelstraße 54, 12047 Berlin

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