Die Auswahl an Plätzen ist am späten Sonntagvormittag überraschend groß. Kein Gedränge in den wunderschönen Räumlichkeiten des Hauses Cumberland, eher ziemlich viel Platz, die Reservierung hätten wir uns sparen können. Wir haben die Wahl, draußen am Ku’damm zu sitzen (zu laut), vorne im Pâtisserie-Café-Bereich, weiter hinten im Restaurant oder im lauschigen Innenhof. Wir entscheiden uns für Letzteres und freuen uns erst mal über so viel angenehme Ruhe und den Blick auf wunderhübsche Fassaden beim Sonntagsbrunch – das ist für Berlin ja tatsächlich mal eine Rarität.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis hierfür fällt noch nicht aus dem Rahmen, schließlich speist man auch auf Meissen-Tellern (für 80 Euro pro Stück auch käuflich zu erwerben, steht übrigens gleich als erstes auf der Karte). Der Milchkaffee für 5 Euro kommt uns dann doch etwas überteuert vor, aber hier bezahlt man die Atmosphäre eben mit. Schließlich schwebt im Grosz, das nach einem Berliner Maler und Karikaturisten benannt ist, noch der Geist der Vergangenheit. Das unter Denkmalschutz stehende Haus wurde 1911/1912 errichtet und verfügte als echtes Grand-Hotel über Restaurants, 18 Geschäfte, eine Konditorei, eine American-Bar, ein Klubzimmer, einen Fechtsaal, eine Kegelbahn, einen Dachgarten und sogar eine Kur- und Badeanstalt.
Einziges Manko: der Service. Der könnte bei den Preisen dann doch etwas zuvorkommender sein und eine halbe Stunde auf seinen Kaffee warten zu müssen, fanden wir auch nicht so erhebend. Aber wie wir es aus Roland Marys Café am Neuen See auch schon gewohnt sind, wird wohl auch hier der Akzent eher auf gutes Aussehen gelegt.
„Damit ich zum Frühstücken oder Brunchen in die City West fahre, braucht es schon einiges an Verlockung – wie beispielsweise die Aussicht auf typisch französische Viennoiseries! Die gibt es in Prenzlauer Berg meines Erachtens nämlich noch zu wenig. Und der Mandelcroissant war wirklich ein Knaller!“