Bislang waren es nur Gerüchte, jetzt wurde es offiziell bestätigt: Das Berliner Olympiastadion soll bei der türkischen Präsidentschaftswahl Ende Juli zur Wahlkabine werden. Das Türkische Generalkonsulat hat eine entsprechende Anfrage an die Betreibergesellschaft des Olympiastadions gerichtet, wie deren Sprecher Christoph Meyer am Dienstag bestätigte. Demnach sollen mehr als 50 Logen des Stadions als Wahlkabinen benutzt werden.
Die Wahlen dauern nach jetziger Planung vom 31. Juli bis 3. August. Für diesen Zeitraum hat die Türkei das Olympiastadion reserviert, nun überprüfen die Sicherheitsbehörden das Konzept. Rund 140 000 wahlberechtigte türkische Staatsbürger sind in Berlin gemeldet.
Keine Briefwahl in der Türkei
Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes bestätigte, dass die türkische Botschaft in einem Schreiben vom 23. April die Bundesregierung um Genehmigung zur Durchführung der Wahl in Deutschland gebeten hat. Darauf hatte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Februar mit dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan geeinigt. Insgesamt können die in Deutschland lebenden Türken an sieben Standorten ihre Stimme abgeben, das Olympiastadion ist aber die einzige Anlaufstelle für alle Türken in der Region Berlin-Brandenburg.
Es ist das erste Mal, dass die in Deutschland lebenden wahlberechtigten Türken von hier aus an einer Wahl in der Türkei teilnehmen können. In der Vergangenheit mussten sie dafür in ihr Herkunftsland reisen, da die türkische Verfassung keine Briefwahlen vorsieht. Andere Länder, bei denen das ähnlich ist, haben bereits in der Vergangenheit Wahlen in Deutschland veranstaltet, darunter Italien, Polen und Irak.
„Emotionen pur“ im Olympiastadion
Wann es seitens der Sicherheitsbehörden die Genehmigung der Wahl im Stadion gibt, ist noch offen. Stadionsprecher Meyer ist aber zuversichtlich, dass die Massenabstimmung „in logistischer Hinsicht kein Problem“ sein wird. Zu den Kosten für die mehr als 50 Logen wollte er sich nicht äußern, das werde noch mit dem Generalkonsulat verhandelt. Verglichen mit anderen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen dürfte der logistische Aufwand in Berlin überschaubar sein, da dort der Großteil der 1,3 Millionen wahlberechtigten Türken lebt.
Dennoch dürfte die Wahl in Berlin für die Teilnehmer ein besonders denkwürdiges Ereignis werden: „In den VIP-Logen wird auch Ihre ganz persönliche Veranstaltung zu einem besonderen Ereignis“, heißt es in der Werbung des Stadions für seine Räumlichkeiten. Nutzer der Logen hätten einen einzigartigen Ausblick auf das Stadion: „Wir garantieren Ihnen Emotionen pur.“