Vor zwei Monaten klingelte Eva Wimmers Telefon. „Suchst du einen Mann?“, fragte jemand am anderen Ende der Leitung. Wie bitte? Einen Mann? „Ich musste lachen und war auch erst ein bisschen sauer. Dem älteren Herrn habe ich erklärt, dass Partnersuche eigentlich nicht meine Intention war“, sagt sie. Eva Wimmer postete den Anruf auf Facebook. Ihre Freunde reagierten belustigt. Eva Wimmer kommentiert: „Am Ende find ich so noch den Mann fürs Leben… haha.“
Die Vorgeschichte: Auf einer Reise nach Marburg nimmt die junge Holzdesignerin ein paar ihrer sogenannten „Woodpix“ mit – Fotografien, die auf Holz gedruckt werden. Ein Bild legt sie in die Nähe des Rathauses. Ihre Visitenkarte und eine Beschreibung der Idee lagen bei. Mit der Kunstaktion wollte sie auf ihre Arbeit als Holzdesignerin aufmerksam machen. Der unbekannte Finder hatte das wohl etwas falsch verstanden: Er dachte, Eva Wimmer sei auf der Suche nach einem Mann. „Das war ein riesen Missverständnis. Aber die Idee des ‚Wooddatings‘ war geboren“, sagt sie.
„Ich war Single zu der Zeit und habe selber Onlinedating ausprobiert“, sagt die 29-Jährige, „das hat mir aber gar nicht gefallen.“ Nach dem unerwarteten Anruf des suchenden Herren aber kam ihr die Idee: Singles lassen sich ihre Konterfeis auf Holz drucken und legen das Bild mit einem Steckbrief an einen für sie wichtigen Ort – ins Stammcafé, in ein Theater, neben die Bank im Lieblingspark. Wichtig sei dabei nur, dass das Woodpix irgendwo liege, wo nicht Massen von Leuten jeden Tag vorbeikommen – „die Oberbaumbrücke ist da eher ungünstig“, sagt Eva Wimmer grinsend. Damit niemand die Unikate einfach einsteckt, gibt es einen Hinweis im Steckbrief, dass Langfinger die Bilder bitte liegenlassen sollen, der Liebe wegen.
Holz hat etwas Romantisches
„Irgendwann ist mir klar geworden, dass mich diese Arbeit nicht glücklich macht. Ich wollte immer mit meinen Händen arbeiten“, sagt sie. Schon nach dem Abitur habe sie überlegt, Schreinerin zu werden, sich dann aber nicht getraut. Aus Angst vor der Männerdomäne. Im vergangenen Sommer habe es dann diesen „Klickmoment“ gegeben, wie sie es nennt. „Meinen festen Job inklusive finanzieller Sicherheit habe ich geschmissen und mich in der Werkstatt eingemietet“, sagt Eva Wimmer. „Ich fühle mich total wohl hier.“ Die Begeisterung fürs Holz komme vielleicht vom Urgroßvater, der Schreiner war. Seit vergangenem Sommer baut Eva Wimmer nun Nachtschränkchen und Transportkisten aus DDR-Getränkeindustriekisten, druckt Fotos auf alte Weinkisten und stellt Holzschmuck unter ihrem Labelnamen „madeva“ her. Den Branchenwechsel habe sie nie bereut, sagt sie.
In Berlin bisher keine großen Liebesgeschichten
Eva Wimmer sitzt solange in ihrer Werkstatt und wartet auf Anrufe. Sollte jemand die Holzfotos finden, wenden sie sich nämlich zuerst an die Holzdesignerin, die dann den Kontakt mit den Singles herstellt. Und, das will sie am Schluss noch klarstellen: Eva Wimmer sucht selbst keinen Mann. Der Herr aus Marburg hat sich nicht mehr gemeldet. Eva Wimmer hat ihn gebeten, das Bild weiterzuverschenken.
Mehr Infos zum Wooddating gibt es direkt bei Eva Wimmer unter der Telefonnummer: 0177-8575859, unter info@madeva.me oder auf ihrer Homepage.