Vegan ist die Gärtnerei nicht, nicht einmal vegetarisch. Das überrascht mich tatsächlich. Grün bedeutet hier also ausnahmsweise nicht fleischlos. Die Restaurantleiterin Linda Stößer (vorher Liquidrom und Hartmanns) erklärt uns lächelnd, dass auch für sie ein gutes Stück Fleisch auf der Karte nicht fehlen dürfe. So gibt’s besonders feines Duroc-Schwein und Freilandhuhn – übersichtlich, aber ausreichend. Überhaupt wartet die Karte nicht mit einer großen Vielfalt auf: fünf kleinere Gerichte, vier größere und drei für danach. Es darf nach Belieben variiert werden. Drei Gänge kosten 38 Euro.
Saisonal, grün, gesund
Was sich auf der Karte mit immer drei Einzelkomponenten recht simpel anhört, trumpft ordentlich auf. Schön grün, gesund, saisonal und sehr kreativ. Kräuter kommen gehäuft zum Einsatz. Küchenchef ist übrigens Sebastian Radtke, der zuvor fürs Neuköllner Eins44 14 Gault-Millaut-Punkte holte. Wir mochten sowohl an der Forelle, die an wildem Brokkoli und Sauerteig gereicht wurde, als auch am Kabeljau mit Fenchel und Linsen oder dem Freilandhuhn an Sauerklee und Gerste, dass so viele verschiedene Geschmacksnuancen auf dem Teller arrangiert sind – in Form von interessanten Toppings, Confits und Saucen.
Der Nachtisch war ein echtes Feuerwerk der Aromen von süß bis überraschend würzig: Sorbet, Mousse, Frucht, Baisers und Crème. Besonders toll war es, das Ganze draußen im Dunkeln (jep, der Sommer ist offiziell vorbei) zu genießen: Da hat man noch viel feinere Antennen für die unterschiedlichen Geschmacksnuancen.
Wir mochten die grüne Atmosphäre, die das Restaurant auszeichnet, übrigens gleich von an Anfang an sehr. Die grasgrünen Polstermöbeln, die bei schönem Wetter direkt draußen an der Torstraße stehen, sind großartig, und es ist schon ein Special, hier nicht auf einem Klappstuhl oder einer harten Bierbank Platz nehmen zu müssen. Das Interieur wirkt insgesamt schick, aber ohne Chichi: bodenständig, dabei sehr fein. Dieser Stil trifft im Grunde den Kern des gesamten Konzepts.
Weil für die Gärtnerei Bernhard Hötzl, der Inhaber der Fleischerei, verantwortlich zeichnet, wird natürlich auch Wert auf ordentliche Weine gelegt. Schließlich ist der Österreicher bekennender Weinliebhaber und hat seinen eigenen Weinhandel Der Reblauser.de. Getränketechnisch können wir dir in jedem Fall als Apéritif den Gärtnerei Spritz sehr empfehlen, Aroma pur.