Noch ist alles ruhig, schließlich haben die fünf Zeichner noch kein Model vor der Linse und auch noch kein Papier. Dieses wird mit Reißzwecken an der Tischplatte eines alten französischen Schultisches befestigt. „Das ist sozusagen der Körper des Zeichners“, sagt Peter Braun-Himmerich, dem die Galerie Dixit Algorizmi in Mitte gehört. Zum Körper gibt es auch einen Greifarm, der bei allen fünf Robotern an der gleichen Stelle montiert ist, somit sind alle Linkshänder. Ihr liebstes Handwerkszeug ist ein schwarzer Kugelschreiber. Unterschiedlich sind nur die Augen, die entweder simple Digitalkameras oder Web-Cams sind.
Plötzlich bewegen sich die Greifarme, die Kameras blicken auf und der erste Roboter beginnt bereits feine Linien zu zeichnen. Im Raum wird es immer lauter, denn nun bewegen alle Fünf ihre Arme, wodurch ein surrendes Geräusch entsteht. Immer wieder schnellen die Köpfe nach oben und wir fühlen uns schon ganz schön beobachtet.
Das Projekt Human Traits # 2 5RNP ist eine Installation des französischen Künstlers Patrick Tresset. Die Abkürzung bedeutet: Five Robots named Paul. Die Idee hinter dem Projekt ist, die Situation eines Zeichenkurses nachzuempfinden. Genauso wie bei menschlichen Künstlern hat jeder Zeichenroboter seinen eigenen Stil und ist unterschiedlich begabt. So gibt es den Realistischen, den leicht Durchgeknallten, den Abstrakten und den Untalentierten. Das Erlebnis soll so menschlich wie möglich wirken, daher zeigt sich auch ein unterschiedliches Verhalten während des Zeichnens. Während der eine sofort obsessiv loslegt, gibt es den anderen, der viel häufiger das Model anguckt und nachzudenken scheint.
Markante Gesichter malen die Roboter am liebsten
Rund 30 Minuten dauert der spezielle Malkurs und dadurch, dass die Roboter unterschiedlich angeordnet sind, erhält man am Schluss sogar Zeichnungen aus unterschiedlichen Perspektiven. Wie auch das menschliche Vorbild unterschreibt jeder Roboter sein Werk am Schluss. „Die Zeichenroboter tun sich leichter, wenn das Gesicht markant ist„, erklärt Galerist Braun-Himmerich. Ein Faible haben sie anscheinend für Brillen und bärtige Männer, wie die ausgestellten Zeichnungen belegen.
Patrick Tressets Installation war bereits im berühmten Victoria & Albert Museum in London und im Le Centre Pompidou in Paris zu sehen. Seit November 2016 ist sie im Dixit Algorizmi ausgestellt. „Genau die Schnittstelle von zeitgenössischer Kunst zu Algorithmen und Maschinen ist der Fokus der Galerie, und zwar bereits seit 2009″, sagt Braun-Himmerich. Durch die große Fensterwand der Galerie können die Pauls ihr Können gut präsentieren. Immer wieder bleiben Passanten fasziniert stehen.
Noch bis Mitte Februar hast du die Möglichkeit, dich von den fünf Robotern zeichnen zu lassen. Die Zeichenübung ist für den Porträtierten kostenlos. Willst du allerdings ein Bild mit nach Hause nehmen, dann fallen pro Porträt 100 Euro an. Ganz wichtig ist, dass du telefonisch (030/28040750) einen Termin vereinbarst.