Entwicklungskonzept vorgestellt

IGA: Kienberg soll langfristig artenreicher werden

Der Kienberg soll weiterhin Waldcharakter haben.
Der Kienberg soll weiterhin Waldcharakter haben. Zur Foto-Galerie
Bei einer Info-Veranstaltung in ihrem neuen Hauptquartier am Blumberger Damm haben die Organisatoren der Internationalen Gartenausstellung 2017 ihre Pläne für die Entwicklung des weitgehend bewaldeten Kienbergs vorgestellt. Besonders betont wurde die Nachhaltigkeit des Konzepts – kritische Nachfragen kamen aus dem Publikum.

Mit dem Umzug in ihre neuen Büros ist die IGA Berlin 2017 GmbH auch räumlich in Marzahn angekommen. Am Montagabend wurden die Bezirksbewohner vor Ort im neuen Heim über einen weiteren Aspekt der Planungen zur Gartenausstellung informiert: das Pflege- und Entwicklungskonzept für den Kienberg. Als durchaus gelungen darf dabei die Einbeziehung der Umweltverbände NABU und BUND sowie weiterer lokaler und überregionaler Experten gelten. Durch deren Eingaben wurden die Pläne bereits an einigen Stellen – etwa bei der Seilbahn oder der Aussichtsplattform „Wolkenhain“ – korrigiert. Ihre Handschrift wird nun auch beim Gesamtkonzept für den Kienberg deutlich: Ökologische Gesichtspunkte, vor allem die Artenvielfalt, nehmen darin breiten Raum ein.

Die NABU-Mitarbeiterin Angele Schonert beschäftigt sich bereits seit Jahrzehnten mit dem Kienberg und informierte die Anwesenden über die bisherige Entwicklung des Hügels, der erst durch die Aufhäufung von Trümmer- und Bauschutt zwischen 1973 und 1984 seine heutige Höhe von 102 Metern erreichte. Durch die Aufforstung mit schnell wachsenden, nicht einheimischen Gehölzen wie Eschenahorn oder Götterbaum – sogenannten Neophyten – sei es zu dem dichten Bewuchs gekommen, der zu einem Rückgang der Artenvielfalt geführt habe, berichtete Schonert. Grund: Licht- und wärmeliebende Tierarten könnten sich den schattigen Verhältnissen am Kienberg nicht anpassen. In der Vergangenheit sei zudem nicht genug in die Pflege des Areals investiert worden. „Das Pflegedefizit besteht heute noch“, schloss die NABU-Expertin.

Mehr Licht im Wald

Schonert unterstützt daher grundsätzlich das Entwicklungskonzept, das Stefan Braatz vom Planungsbüro Förster vorstellte, obwohl sie andere IGA-Vorschläge wie die optional geplante Sommerrodelbahn ablehnt. Die wesentlichen Punkte von Braatz‘ Vortrag: Der Charakter des Kienbergs als Waldgebiet bleibt bestehen. Ein Schwerpunkt in der Pflege wird aber auf dem Erhalt und der Entwicklung von Lichtungsbereichen liegen, wie sie bereits existierten, bevor der Bewuchs überhandnahm. Dadurch sollen verschiedene Lebensräume für Tiere und Pflanzen geschaffen werden. Nach Braatz‘ Angaben hat sich etwa die Zahl der Brutvögel am Kienberg seit einer Kartierung 1995 um die Hälfte verringert.

Der Erholungswert würde sich dem Konzept nach ebenfalls erhöhen: Wegränder sollen „reicher strukturiert“ und dabei auch von übermäßigem Bewuchs befreit werden. Neue Sichtachsen sind ebenfalls geplant – wer schon mal auf der Spitze des Kienbergs war, weiß, dass das positive Effekte haben könnte. Mit den ersten Umgestaltungsmaßnahmen soll Anfang November an den Kienbergterrassen begonnen werden.

Herbert Lohner, beim BUND Referent für Naturschutz, sieht die vorgenommenen Kartierungen und den darauf basierenden Pflege- und Entwicklungsplan positiv. Defizite hat er auf Seiten der IGA vor allem bei Kommunikation und Transparenz ausgemacht. Beispielsweise müsse erläutert werden, dass die Abholzung von Bäumen dem Naturschutz dienen könne. Seine Forderung, alle Kartierungen und Pläne online zu stellen, griff IGA-Geschäftsführer Christoph Schmidt prompt auf und sicherte zu, dafür eine Lösung zu finden.

Kritische Nachfragen aus dem Publikum

In der Markthalle saßen am Montagabend rund 150 interessierte Zuhörer, deren kritische Nachfragen in der anschließenden Diskussion noch einige weitere Informationen zu Tage förderten. Mehrmals ging es um die Seilbahn vom U-Bahnhof Neue Grottkauer Straße über den Kienberg in die Gärten der Welt. Nach Schmidts Auskunft ist das Planfeststellungsverfahren hierfür noch nicht eingeleitet; im September bekämen alle Interessierten die Möglichkeit, die entsprechenden Unterlagen einzusehen.

Mehrere Anwesende fragten auch nach der Nutzung der Wege am und auf den Kienberg. IGA-Chefplaner Kolle musste die Hiobsbotschaft verkünden, dass der Weg durch die Kienbergterrassen wegen der Baumaßnahmen ab November bis zur IGA 2017 gesperrt wird. Dafür bleibe die Verbindung entlang des Wuhletals zur Eisenacher Straße frei. Während der Gartenausstellung gehören dann große Teile des Kienbergs zum Ausstellungsgelände und sind somit eintrittspflichtig. Geschäftsführer Schmidt versicherte jedoch nochmals, dass nach dem Ende der IGA alle Gebiete außerhalb der Gärten der Welt wieder frei zugänglich sein werden.

Foto Galerie

IGA-Markthalle Marzahn, Blumberger Damm 130, 12685 Berlin

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