Die ersten Erinnerungen Hildegard Knefs an Berlin verbanden sich nicht mit dem feinen Kurfürstendamm, sondern mit einer gar nicht so feinen Straße auf der Roten Insel. „Im Winter wohnten wir in der Sedanstraße in Schöneberg; die Sedanstraße war ein Berlin ohne Bäume“ – ist gleich auf der ersten Seite ihrer Autobiografie „Der geschenkte Gaul“ zu lesen.
Heute heißt die Sedanstraße Leberstraße, Bäume sucht man dort aber immer noch vergebens, und sowieso scheint sich nicht viel geändert zu haben seit den späten zwanziger Jahren, als die kleine Hilde mit ihrer Mutter in der dritten Etage von Haus Nr. 69 (heute Nr. 33) bei den Großeltern wohnte. Es ist ein unscheinbares Haus. Bisher ließ nichts erkennen, dass es eine so berühmte Bewohnerin hatte. Nun befindet sich dort eine Tafel und gibt Auskunft. Übrigens eine besondere: Es ist die 400. Berliner Gedenktafel.
Die schöne Schöneberger Zeit
Oft wird Hildegard Knef für eine Berlinerin gehalten, aber zu Unrecht: Ihre Mutter stammte wohl aus Berlin und kehrte nach dem Tod ihres Mannes in die elterliche Wohnung in der Sedanstraße zurück, Hilde wurde aber nun mal in Ulm geboren, am 28. Dezember 1925. Nicht mal ein halbes Jahr war sie alt, als der Vater starb, an dessen Stelle nun ihr Großvater trat. Ein verschlossener, jähzorniger Mann, doch seine Hilde liebte er über alles. Im Sommer verbrachte er mit ihr idyllische Wochen in seinem Gartenhaus in Rangsdorf. Für die Enkelin ein Paradies, in dem sie „halbnackt herumrasen“ durfte, auch Hund, Ziege und Kaninchen gab es, dazu Bäume voller Äpfel. Nur am Wochenende kamen die Großmutter und die Mutter, die als Sekretärin bei Siemens angestellt war – eine kurzzeitige Störung des Idylls.
Das Ende dieser Ära kam, als Hildes Großmutter Mitte 1931 starb. Ihre Mutter brachte sie darauf im nahen Kindergarten der Königin-Luise-Gemeinde am Gustav-Müller-Platz unter, den sie „zutiefst“ hasste. „Die immer freundlichen Schwestern, die ihre Freundlichkeit an alle regelmäßig verteilten, machten mich unglücklich; mir wäre es lieber gewesen, wenn sie mich angebrüllt hätten.“ Und im Juni 1932 war die Schöneberger Zeit ohnehin vorüber. Hildegards Mutter hatte wieder geheiratet und nahm ihre Tochter, die kurz zuvor noch in der nahen Havelland-Volksschule in der Kolonnenstraße eingeschult worden war, mit in die Wohnung ihres Mannes nach Friedenau.
Berliner Gedenktafeln
Nun erinnert eine Berliner Gedenktafel an Hildegard Knef und die erste ihrer vielen folgenden Wohnungen in Berlin. Seit 1986 gibt es dieses Programm, das im Vorfeld der 750-Jahr-Feier in West-Berlin initiiert wurde. Es wird heute von der Historischen Kommission betreut und von der Gasag, der Senatskulturverwaltung und privaten Sponsoren finanziert. Knapp 3000 Euro kostet so eine von der KPM hergestellte Tafel. In der Leberstraße 65 gibt es auch schon eine: Dort kam am 27. Dezember 1901 Marlene Dietrich zur Welt.
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