Mit der Güntzelstraße 53 verband der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki viele Erinnerungen. Sie waren so intensiv, dass er die Wohnung, in der er von 1934 bis 1938 mit seinen Eltern gelebt hat, 1999 noch einmal besuchte. Vor dem Haus mit der Nummer 53 sind bereits zwei Stolpersteine für seine Eltern Helene und David Reich, die 1942 in Treblinka ermordet wurden, angebracht. Nun wurde heute an dem Haus in dem Wilmersdorfer Kiez um 10:30 Uhr eine Gedenktafel für den Literaturkritiker enthüllt.
Reich-Ranickis erster Kuss
Trotz des traurigen Anlasses – Marcel Reich Ranicki ist erst vor einem Jahr verstorben – gab es an diesem Tag auch fröhliche Momente. Zur Erheiterung aller Anwesenden erzählte sein Sohn beispielsweise, dass der Literaturkritiker hier auf dem Balkon seinen ersten Kuss bekommen hat. Später soll Marcel Reich-Ranicki dazu gesagt haben: „Er war gut gewesen, so als wollte er ihn im Nachhinein rezensieren.“
„Meine Heimat ist die Literatur“ – steht auf der Erinnerungstafel für den 1938 aus Berlin vertriebenen Marcel Reich-Ranicki. In Charlottenburg und Wilmersdorf lebten vor dem Zweiten Weltkrieg sehr viele Juden, allein 13.200 wurden von hier aus deportiert und ermordet.