Schaut man sich in der Spielwiese, die Spiele-Café, -Verleih und -Laden zugleich ist, in der Kopernikusstraße in Friedrichshain um, so ist man auf den ersten Blick überwältigt von den bunten Farben und hunderten von Spielen. Die Regale, die bis unter die Decke reichen, sind vollgestopft mit Brettspielen, die Wände und Türen sind mit Wiesenstücken bemalt, einfache Holztische und bunte Stühle vermitteln den Anschein, man befände sich in einem Wohnzimmer.
Fast 1.800 Spiele liegen in den Schränken der Spielwiese, die in den letzten sieben Jahren von Besitzer Michael Schmitt gesammelt wurden. Das Spielen ist für ihn eine Leidenschaft, die er zum Beruf gemacht hat. „Die Idee für den Laden hatte ich schon vor über 20 Jahren. Damals studierte ich in Passau. Meine Stammkneipe war ein altes, bayrisches Gasthaus, so ein Fachwerkhaus mit dicken, dunkelbraunen Balken. An einer Wand zwischen zwei Balken war alles vollgesteckt mit Spielen. Da entstand mein Traum“, erzählt Schmitt.
Einzige Ludothek ihrer Art in Berlin
Dieser Traum ist in Erfüllung gegangen. Die Ludothek läuft hervorragend, fast zu gut: „Es kommen so viele Leute, dass wir oft ganze Gruppen wieder wegschicken müssen, weil schon alles voll ist“, so Schmitt. Das ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass laut dem Institut für Demoskopie Allensbach im Jahr 2012 lediglich rund sechs Prozent der Deutschen häufig Gesellschaftsspiele in ihrer Freizeit spielten und 33,5 Prozent überhaupt nicht zu Würfeln, Karten oder Spielfiguren griffen.
Doch die Spielwiese ist die einzige Ludothek ihrer Art in Berlin und zieht vor allem Spielprofis und Ausländer aus Peru, den USA, Spanien und vielen anderen Nationen an. Aber auch Familien und Freundeskreise strömen in den kleinen Kiezladen, den Schmitt trotz Platzmangel nicht aufgeben will. „Klar habe ich schon oft darüber nachgedacht, mich zu vergrößern, aber das ist aufgrund der Mietpreisentwicklung im Kiez unmöglich. Außerdem mögen die Gäste, dass der Laden klein und familiär ist“, erklärt Schmitt.
Familiarität und Wärme
Familiarität und Wärme – das ist es, was auffällt, wenn man etwas länger in der Spielwiese verweilt. Besonders montagsabends sticht dem Beobachter ins Auge, dass sich hier Menschen zusammenfinden, die sich oft gar nicht kennen, unterschiedlichen Alters und Herkunft sind. „Immer montags kommen Spielautoren, die gern Neue dabei haben wollen, um ihre Spielideen auszutesten. Dann ist da auch noch die Gruppe der Couchsurfer, die einfach jeden aufnehmen und sofort ins Spiel mit einbeziehen. Das ist toll, zu sehen!“, freut sich Schmitt.
„Ich liebe diesen Ort!“, strahlt der aus Peru stammende Alex Alvaro, einer der Couchsurfer. „Es ist so gemütlich, die Leute sind nett und du kannst Spiele viel schneller lernen als Zuhause, weil dir die Autoren alles beibringen. Außerdem ist es ein normaler Ort in einem Stadtteil, der sonst von der Gentrifizierung verschluckt wurde.“
Die Ludothek Spielwiese ist außer mittwochs täglich ab 14 Uhr geöffnet. Eintritt und Verleih kosten jeweils 3, ermäßigt 1 Euro.
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