Fast wären wir vorbeigelaufen, hätte nicht der Barmann gerade das Schild mit den Öffnungszeiten rausgestellt. Unscheinbar fügt sich das grüne Tor in die Häuserreihen des Neuköllner Stadtteils Rixdorf. Der Pflasterstein-Gang dahinter mündet in einen Innenhof – der gleichzeitig der Außenbereich der Bar sit. Hier befindet sich auch der separate Raucherraum, denn in der Zosse selbst wird nicht gepafft.
Wir sind die ersten Gäste und werden von Barchef Claudio herzlich empfangen. Er erzählt uns, dass die Zosse eine ehemalige Schmiede ist und die Räume unter Denkmalschutz stehen. Das musste natürlich bei der Raumgestaltung berücksichtigt werden. Was die Betreiber vor eine Herausforderung stellte, sorgt dank stilvoller Umsetzung für ein herrliches „Wie-im-anderen Jahrhundert“-Gefühl. Das findet übrigens auch Rapper Sido gut! Wir steuern auf die einzige Couch im Laden zu und machen es uns bequem. Neben uns knistert leise ein Kaminfeuer – an kalten Tagen ist das mit Sicherheit der begehrteste Platz hier.
Die Getränkekarte ist übersichtlich. Es gibt Bier, Wein, Schnaps, Longdrinks und eine Auswahl alkoholfreie Drinks. Also alles, was eine solide Bar ausmacht. Auf der Rückseite der Karte befindet sich ein Originalbild der ehemaligen Schmiede, was uns die Vergangenheit der Bar authentisch vor Augen führt. Wir bestellen einen Gin Basil Smash und Hemingway Passion, der mit hausgemachten Rhum Arangé zubereitet wird (Rhum Arangé bedeutet, dass der Rum vorab über Monate mit Früchten und Gewürzen aromatisiert wurde). Dazu bringt uns Claudio Wasser und salziges Popcorn. Beide Drinks schmecken fruchtig, sind lecker und liebevoll zubereitet.
Nach und nach kommen immer mehr Gäste durch das grüne Tor, doch überlaufen ist es drei Stunden später trotzdem nicht. Die Zosse scheint unter Neuköllnern also noch ein Geheimtipp zu sein. Jedenfalls unter der Woche. An Gemütlichkeit würde die Bar selbst proppevoll nicht viel verlieren.
Unser Fazit: In der Zosse kann man einen entspannten Abend verbringen, zu fairen Preisen leckere Drinks (um die 9 Euro, Bier gibt’s ab 2,50, Wein ab 4 Euro) schlürfen und durch die Hinterhoflage wirklich abschalten. Wir haben uns hier jedenfalls sehr wohlgefühlt.