Eine vegane Lebensweise ohne tierische Erzeugnisse kann ab und zu kompliziert sein. Aber wusstet du, dass selbst Obst und Gemüse tierische Produkte enthalten? Da auch auf Biohöfen oft mit tierischem Mist, Knochen-, Blutmehl und Gülle gedüngt wird, sind diese Nahrungsmittel streng genommen nicht vegan. Bei bioveganer Landwirtschaft dagegen wird Mulch und Gründüngung, also Naturkompost, verwendet. Freddie und Judith, seit zwei Jahren vegan, wollen bei ihrer Ernährung keine halben Sachen machen. Doch sie merkten schnell, wie teuer und aufwendig es ist, bioveganes Obst und Gemüse zu kaufen.
Die solidarische Gemüsekiste
Darum kamen sie auf die Idee, ihr Essen selbst anzubauen. Anfangs machten sie das auf dem urbanen Acker im St. Jacobi Friedhof in Neukölln, der zu den Prinzessinnengärten gehört. „Unser Stadtgarten dient jetzt nur noch als Experimentierfläche, beispielsweise für Hügelbeete oder den Anbau alter Sorten“, erzählt die 23-jährige Studentin der Ökologie und Umweltplanung. Denn im letzten Jahr gründeten sie PlantAge, eine solidarische Landwirtschaft für bioveganes Obst und Gemüse: Das Essen für ihre Genossenschaft bauen die beiden auf der Plantage einer Obstbaugenossenschaft in Frankfurt an der Oder an. Dort bewirtschaften sie mit einem Team von drei Leuten einen sechseinhalb Hektar großen Acker. Ihre Angestellten haben teilweise bereits Erfahrung mit bioveganer Landwirtschaft, Freddie und Judith selbst lernten die Grundlagen dafür in einer sogenannten Gemüseackerdemie, und besuchten den Biohof Hausmann, der bereits seit 2014 biovegan anbaut und mit verschiedenen Naturdüngern experimentiert.
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Für eine Genossenschaft entschied sich das junge Paar, um sein Projekt zu finanzieren und Planungssicherheit zu haben. Für eine Investition von 150 Euro kann man jetzt also Miteigentümer*in an PlantAge werden, über den Anbau mitbestimmen und sogar selbst auf dem Acker mit anpacken. Für 79 Euro im Monat kann außerdem jeder eine wöchentliche Abokiste mit Obst und Gemüse aus der Region bestellen. Das Abo gilt für ein Jahr, damit der Hof auch nach einer schlechten Saison nicht pleite geht und eine Chance hat gegen die großen Erzeuger. Dafür weiß ein*e Abonnent*in oder Genoss*in, woher sein oder ihr Gemüse kommt und wie es angebaut wird. Alle Prozesse bei PlantAge sind transparent, außerdem gibt es Newsletter und Infotreffen.
Das Ziel des Crowdfundings ist noch nicht komplett erreicht, hat aber schon so viele Unterstützer gewonnen, dass im Juni die erste Gemüsekiste ausgeliefert werden kann. Im April wollen der gelernte Betriebswirt Freddie und seine Freundin Judith mit der ersten Aussaat beginnen, das Obst und Gemüse wird an Verteilstationen in Berlin ausgeliefert. Darin ist alles, was gerade auf dem Feld so wächst: Kartoffeln, Äpfel, Birnen oder Tafeltrauben. „Das Ziel ist es, dass unsere Kunden nicht länger als zehn Minuten zu Fuß zur Verteilstation brauchen“, so Judith. Mit dabei sind schon Lokale wie das Lück’s, die Neue Republik Reger, das Ataya Caffee oder Fuxx & Bär.
Die beiden jungen Unternehmer, die das Projekt neben Studium und Job schmeißen, haben noch viel vor. Aber sie sind motiviert: Später wird es auch Brot, Nudeln und Pflanzenmilch bei ihnen geben, außerdem soll der Preis auf 70 Euro reduziert werden, sobald es genug Abonnent*innen gibt. Ausgeliefert werden derzeit 46 Gemüsekisten pro Jahr – zweimal gibt es eine Pause wegen Betriebsferien und außerdem vier „Joker“, die du frei wählen kannst. So einfach kann das also sein, mit der veganen Ernährung.
Wenn du dieses Projekt als Genosse unterstützen oder dir schon mal eine biovegane Gemüsekiste sichern willst, hier entlang und einen Genossenschafts- oder Mitgliedervertrag downloaden.