Niedliche Zwerge, bunte Tulpen, Ziersteine, Zäunchen und putzige Malereien: Die ach so süßen Beete um das Berliner Großgrün auf Gehwegen ist ein Graus für die bekannte wie beliebte Dragqueen Jurassica Parka. Aufgewachsen im Spießerglück in Rudow, war sie froh nach der Pubertät von dort entkommen zu sein. In der City genießt sie seither die Rauheit der Stadt. Wen es ins Grüne ziehe, der habe genug Möglichkeiten, dort seine Freizeit zu verbringen, meint die grundsätzlich eher tolerant eingestellte Königin des hauptstädtischen Nachtlebens.
Doch nach und nach übernehmen Provinzler – echte oder solche, die es von Herzen sind – den öffentlichen Raum. Statt wahrer Großstadt, erblüht allerorten Kleinlichkeit. Die Mini-Gardening-Projekte sind längst so zahlreich, wie die Hunde, die sie bepinkeln. „Wenn mein Hund an so eine durchdekorierte Baumscheibe pullert und ich mir dann Beschimpfungen von so einem Baumscheibengärtner anhören muss – da hört bei mir der Spaß auf“, erzählt uns Jurassica Parka. „Es nervt mich einfach nur noch.“ Auf die Idee, die beschissenen Beete bei Facebook anzuprangern, kam sie aus einer Laune heraus. Bierernst nimmt sie das Ganze nämlich nicht und sie bleibt offen für andere Sichtweisen. „Vielleicht werde ich ja selbst am Ende des Jahres eine andere Meinung dazu haben.“
Mit dem großen Zuspruch und den vielen Kommentaren, die sie mit ihren ersten Fotos im besagten Album Beschissene Beete auf Facebook schon provoziert hat, habe sie gerechnet. „Spießbürgerlichkeit anzuprangern, funktioniert für mich immer“, meint Jurassica, die sich auch als pointierte Kolumnistin einen Namen gemacht hat. „Das Thema Gentrifizierung ist ja schon reichlich durchgekaut, aber die Baum-Beete stehen für eine Kleinstadtisierung, wie ich es nenne.“ So sammelt sie immer weiter Eindrücke in der ganzen Stadt, denn die neue Spießigkeit macht nicht einmal vor Kreuzberg und Friedrichshain halt. Mittlerweile senden ihr Gleichgesinnte Fotos von Baum-Beeten, andere nutzen selbst den Hashtag #BerlinHatKeinenVorgarten, um ihren Unmut mit Frau Parka und der Welt zu teilen.
Gegen Laubenpieper hat Jurassica Parka übrigens nichts. Das seien schließlich Flächen, auf denen das Gärtnern in der Stadt vorgesehen sei. Auch dass sie eines Tages wieder an den Stadtrand zieht oder gar nach Brandenburg, mag sie nicht ausschließen. „In den nächsten zwanzig Jahren vielleicht nicht…“, so weit ist sie sich dann doch sicher. „Aber ich habe ja nicht generell etwas gegen die Natur.“ Ihr Projekt jedenfalls gedeiht prächtig und wir sind gespannt, ob die grüne Welle der Provinzialität noch aufgehalten werden kann.