Ich schließe die Augen und sitze irgendwo auf einer saftigen, grünen Wiese. Ich habe einen Kranz aus Gänseblümchen im Haar und trage ein Kleid, wie es Sissi als junges Mädchen trug. Ich öffne die Augen und sitze in einem dunklen Treppenhaus. Wie passt das zusammen? Und warum ist dieser Abend auf einer unbequemen Stufe so besonders?
Ich bin Gast eines „Treppenkonzertes“ in der Marburger Straße 2 in Charlottenburg. Ein ganz normales Haus in einer ganz normalen Straße, mitten in Berlin. Allerdings, doch nicht ganz so normal. Das Treppenhaus ist wunderschön. Prunkvoll, prachtvoll, stuckverziert. In den 20iger Jahren gab es hier im Haus einen bekannten Künstlertreff, das Restaurant „Mutzbauer“. Gäste wie Billy Wilder und Carl Zuckmayer haben hier gesessen. Der Flair der goldenen Zeit sitzt dem Haus noch tief in den Knochen, das ist deutlich zu spüren.
Klassisches Treppenkonzert
Veranstaltet wird diese Konzertreihe vom „private office berlin“ – einem virtuellen Büro, in dem man sich fest einmieten kann, grundsätzlich werden die Räumlichkeiten aber gerne für Konferenzen genutzt, es gibt einen Telefonservice, Schreibservice, Terminmanagement, und wer möchte, kann für 50 Euro im Monat eine Clubmitgliedschaft beantragen, um die wirklich sehr schöne Lounge zu nutzen. Zudem finden hier Events statt, wie eben die Treppenkonzerte oder Ausstellungen. Am 25. September werden die abstrakten Bilder von Andrea Amelung vorgestellt.
Ein Bürogolf-Abend ist geplant
Dass Berlin mehr als eine gute Bekannte für mich ist – nämlich eine meiner besten Freundinnen, wird mir jeden Tag aufs Neue klar. Die Möglichkeiten, die Kreativität – das „einfach machen und gucken, was passiert“ fühlt sich immer wieder an wie ein abenteuerlicher Galoppritt durchs wilde und gleichzeitig so vertraute Gelände. In das ich mich jetzt wieder träume. Auf einem weißen Pferd in einem zauberhaften Kleid. Mit Harfenmusik der Hauptstadtharfe.