Es gibt in Berlin alles. Und dieses „Alles“ gibt es an jeder Ecke. Niemand muss wirklich seinen Kiez verlassen, um das zu bekommen, was er braucht. Deshalb muss es schon wirklich etwas Gutes sein, wenn man extra durch die ganze Stadt fahren will, um es zu haben. Und erst recht, wenn es um Kuchen geht. Ich mag Süßes nicht so gerne, aber für besondere Anlässe lege ich schon mal die Wurststulle und die sauren Gürkchen beiseite. In diesem Fall fahre in die Pannierstraße nach Neukölln. „Martins Place“ ist ein winziger Laden, an dem ich zwei Mal vorbeifahren muss, um ganz sicher zu sein, dass ich richtig bin.
Wir setzen uns an einen kleinen Tisch, frische Blumen, eine kleine Kerze. Niedlich, liebevoll. Aus der ganzen Stadt kommen die Kunden – sogar aus Dahlem, Charlottenburg, Grunewald. Und natürlich auch aus der Gegend. An manchen Tagen stehen die Menschen bis auf die Straße. Zumindest erzählt mir das das Ehepaar Martin. Und tatsächlich kommen und gehen die Gäste, während wir uns durch Torten und Kuchen probieren. Im Grunde ist der Laden nicht ein einziges Mal leer in den anderthalb Stunden, die wir hier verbringen. Zwei hübsche Jungs, ein Pärchen, das hier gerne hin und wieder mal Torte isst. Hipster. Eine hektisch wirkende Frau, der ein kleines Lächeln rausrutscht, als sie vor der Vitrine steht, um sich etwas Seelenfutter für den Weg zu besorgen. Einen Vater mit einem unfassbar süßen kleinen Mädchen, das direkt ans Glas patscht und lachend „Schokolade! Schokolade! Ganz viel Schokolade!“ ruft.
Das Abendessen kann ausfallen
Eins weiß ich schon, als Joseph anfängt, aufzufahren – ich werde mein Abendessen ausfallen lassen und auch morgen gar nichts essen dürfen. Die Kalorienbomben fliegen nur so auf den Tisch, Joseph Martin ist ein Künstler. Und er ist wirklich stolz auf seine Werke. Alles wird frisch gemacht in der angrenzenden Manufaktur. Alle Zutaten sind aus der Region, Gefrorenes wird nicht verwendet.
Zum Abschluss nehme ich noch etwas wirklich Süßes mit nach Hause. Ein kleines Schokoladenherz mit Erdbeeren und Cranberries. Ganz hübsch verpackt, zum Valentinstag. Ein schönes, kleines Mitbringsel. Und ganz sicher werde ich den Weg in dieses hübsche, kleine Lädchen aus meinem weit entfernten Zehlendorf wieder hierherfinden. Mit meinem kleinen Kuchenzahn.