Vielleicht bin ich gar keine Frau. Also, keine richtige. Klassische. Zum Beispiel gehe ich wirklich nicht gerne Klamotten einkaufen. Meine Freundinnen können Stunden in einem Laden verbringen – ich sitze währenddessen irgendwo, esse einen Burger, surfe mit dem Handy im Internet oder starre in die Luft und warte, bis es vorbei ist. Ganz anders ist es im Laden von „Paulina und Anna“ – einem unglaublich süßen Geschäft in der Muthesiusstrasse zwischen Leiser und dem Gemüsedönermann an der Schloßstrasse.
Mode aus aller Welt
Die kleine, niedliche Boutique gibt es seit etwa vier Monaten. Sie ist in weiß gehalten, ein bisschen pink, ein bisschen Schnick – Schnack. Pauline und Anna verkaufen zum Beispiel Mode aus Italien und Paris. Sie möchten jetzt auch jungen, deutschen Designern die Möglichkeit geben, sich hier zu präsentieren. Außerdem gibt es einen Raum mit second hand Mode. „Wo kommt die her? Das ist ja wahnsinnig schön und wahnsinnig viel?“ frage ich. „Von mir, meiner Schwester, meiner Mutter, dazu ausgefallene Dinge, die wir weltweit auf Trödelmärkten finden. Das meiste ist aber tatsächlich noch von unserer Familie.“ Wow. So viel Zeug hatte ich im Leben nicht im Schrank. „Naja,“ sagt die schöne Pauline, „wir ham halt alle n kleenet Ding anne Pfanne.“ Kenne ich. Mädels und Klamotten. Das scheint irgendwie angeboren zu sein. Wieder frage ich mich, was bei mir schiefgelaufen ist.
Freunde der Kunden
Das liebe ich an Berlin. Kleine, freundliche Oasen in einer hektischen, großen Stadt. Ich probiere mindestens ein dutzend Stücke an, entscheide mich für einen langen, pastellfarbenen Rock. „Ist jetzt wieder total angesagt“, sagt Pauline. „Boho – chic. Hippiestyle.“ Ich kenne mich mit Mode nicht aus und bin sehr stolz, dass ich mich für was Angesagtes entschieden habe. Das Schönste, das Pauline mir zum Abschied erzählt, ist, dass sie und ihre Schwester die erstandenen Teile hübsch verpacken, Plastiktüten gibt es nicht. „Ich möchte nicht, dass unsere Kunden denken, sie hätten etwas eingekauft. Ich möchte, dass sie denken, sie hätten sich beschenkt.“ Süß, oder? Ich bin sowieso beseelt. Davon, dass es in dieser Weltstadt diese besonderen, kleinen Geheimtipps gibt, und davon, dass ich vielleicht meinem weißen Kaninchen ein bisschen näher gekommen bin.