Berlin ist die Stadt der großen Events, aber auch der zauberhaften Kleinode. Die Freude, diese Kleinode zu entdecken, diese Geheimnisse im Kiez, ist jedes Mal wieder reizvoll. Weil oftmals so viel Liebe drin steckt. Und die schmeckt man zum Beispiel sofort in den Fruchtaufstrichen der Bols und Hansen Bio – Marmeladenmanufaktur Berlin. Der Name klingt nach einem großen Betrieb, tatsächlich könnte man das kleine Lädchen in der Obentrautstraße in Kreuzberg aber fast übersehen. Schlicht ist die ehemalige Bäckerei, die Atmosphäre erinnert mich an meine Besuche als Kind in der DDR. Ich habe die großen Küchen außerhalb des Wohnhauses geliebt, die Einrichtung, den Duft.
Die Geschichte des Ladens ist ebenso simpel wie schön. Lillevi und Gabi aus Berlin sind seit 25 Jahren Freundinnen und wollten schon immer ein Geschäft zusammen aufbauen. Gabi lacht: „Lillevi kocht gerne, ich esse gerne, passt.“ Lillevi kommt aus der Hotelbranche, war vorher in der schwedischen Botschaft beschäftigt. Wie kommt man da auf Biomarmelade? Gabi ist Agrarwirtin mit Schwerpunkt ökologischer Landbau. Ihren Traum, eine Biomarke zu entwickeln, hatte sie schon immer. Und warum haben die Beiden diese eher unspektakuläre Location gewählt? Der Laden ist der Einzige weit und breit. „Wir haben damals einfach einen günstigen Standort gesucht, weil wir ja erst anfingen. Ein Geschäft wollten wir ursprünglich gar nicht, nur eine Küche. Der Laden kam erst dazu, weil wir dachten, es wäre gut ein zweites Standbein zu haben, denn eigentlich wollten wir ja nur produzieren um zu beliefern.“
Viele Früchte, wenig Zucker und alles Bio
Produziert wird gerade Brombeer-Holundermarmelade, die ich probieren darf. Sie ist noch warm und schmeckt köstlich, ganz intensiv nach Beeren. Im Laden stehen hunderte Gläser, die feinsten Sorten. Von einfachen Früchten bis zu Kreationen wie Rhabarber mit Orange und Minze. In den Marmeladen stecken viele Früchte, wenig Zucker, keine Konservierungsstoffe. Alles aus dem Umland, alles Bio. Zum Gelieren benutzen die Beiden Apfelpektin. So viel Aufwand, zumal in sehr kleinen Einheiten gekocht wird. Maximal vier Kilo Früchte werden jeweils verarbeitet. Ob die Marmeladen auch so lange halten wie die, die ich in jedem Supermarkt bekomme, möchte ich wissen. Gabi spricht über ihre Gläschen, als seien sie Kinder: „Ja, wenn man sie richtig behandelt, schon. Immer schön nach dem Benutzen wieder in den Kühlschrank stellen und nur mit einem sauberen Löffel reingehen, ganz wichtig!“
Die Qualität der Fruchtaufstriche hat sich herumgesprochen
Gabi und Lillevi beliefern mittlerweile viele Hotels, Feinkostgeschäfte, Biobäckereien, Cafés, eine Brotmanufaktur und Chocolaterien. Trotz des Erfolges arbeiten die Freundinnen immer noch nur zu zweit. Dafür aber sehr viel mehr als in den Anfängen. Und mit sehr viel Herzblut und Liebe. Die löffelweise kommt, und die man schmecken kann.